BKA will Sicherheitsverbund mit der DDR

■ Das BKA fürchtet die DDR als Rückzugsraum für die RAF / Drogenkriminalität steigt in der DDR

Berlin (taz) - Das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden fürchtet, daß die DDR zu einem „Ruheraum für Terroristen“ aus der Bundesrepublik werden könnte. BKA-Vizechef Hans Zachert erklärte der 'Bild am Sonntag‘, „daß Terroristen, etwa aus der Roten Armee Fraktion, vor der konzentriert geführten Fahndung in der Bundesrepublik in die DDR ausweichen“. Befürchtet wird an den Wiesbadener Schreibtischen weiter auch, daß mit Öffnung der Grenzen nun die Rauschgiftkriminalität in die DDR überschwappen könnte.

Nach den DDR-Wahlen am 18.März will das BKA das BRD -Sicherheitsmodell exportieren. Zachert plädierte dafür, der neuen Ostberliner Regierung einen Sicherheitsverbund vorzuschlagen: „Dazu gehört die Unterstützung der DDR beim Aufbau einer Polizeiorganisation, die es dem BKA gestatten wird, mit der Polizei der DDR so zusammenzuarbeiten, wie es bisher in der Bundesrepublik geschieht.“ Die Kooperation mit Dienststellen in der DDR, resümierte er, laufe bereits jetzt ganz gut - vor Ort „praktisch so gut wie innerhalb der Bundesrepublik“.

Die Befürchtungen der DDR-Behörden im Bereich der Rauchgiftkriminalität werden vom BKA geteilt: „Wir müssen leider damit rechnen, daß jetzt organisierte Händlerringe neue Schmuggelwege und Stützpunkte in der DDR aufbauen.“ Das Zentrale Suchtmittelbüro des DDR-Gesundheitsministeriums hat nach eigenen Angaben vor allem für Ost-Berlin eine Zunahme bei Drogendelikten registriert. Die Leiterin des „Fachorgans des Ministeriums zur Leitung, Sicherung und Überwachung des Suchtmittelverkehrs“, Eva-Maria Schneidewind, erwartet ein drastisches Ansteigen des Drogenmißbrauchs. „Im gesamten Jahr 1989 gab es 343 Feststellungen von Kleinstmengen an Drogen, die in die DDR illegal eingeführt werden sollten. In den ersten sechs Wochen dieses Jahres waren es 170.“ Ebenso wie für die Bundesrepublik gilt nach ihren Worten, daß „Alkohol die Droge Nummer eins in der DDR ist und sicher bleiben wird“.

Wolfgang Gast