Jesse Jackson will nun doch nicht

Keine Kandidatur um das Bürgermeisteramt von Washington D.C. / Demokratische Partei befürchtet jetzt die erneute, dritte Bewerbung des schwarzen Politikers und anerkannten Bürgerrechtlers um das Präsidentenamt  ■  Aus Washington Rolf Paasch

Jesse Jackson hat sich entschieden. Das Bürgermeisteramt der US-Hauptstadt Washington, so meint der zweifache demokratische Präsidentschaftsbewerber, sei nichts für ihn. Lieber will Jackson, eine der wenigen kritischen Stimmen in der politischen Wüste Amerikas, seinem Land und seiner Stadt auf nationaler Politikebene „dienen“, als sich in dem unbequemen Bürgermeisteramt aufreiben zu lassen. Die am Montag verkündete Entscheidung des bekanntesten schwarzen Politikers der USA läßt das Rennen um das Bürgermeisteramt der Hauptstadt wieder völlig offen. Nach der Anklage gegen den derzeitigen schwarzen Bürgermeister und Jackson-Freund Marion Barry wegen Rauschgiftbesitzes und mehrfachen Meineids gibt es ein halbes Dutzend Bewerber um den Bürgermeistersessel des zu 70 Prozent schwarzen „District of Columbia“. Selbst Marion Barry hat seine Hoffnung auf eine Wiederwahl im Herbst noch nicht aufgeben. Jackson wird sich dagegen weiterhin für die Verwandlung der US-Hauptstadt in den 51. Bundesstaat der USA mit entsprechenden Stimmrechten im US-Kongreß einsetzen. Derzeit stellt die US-Kapitale, wie auch Berlin, im Parlament nur Vertreter mit Beobachterstatus. Der Stadtrat wird in diesen Tagen eine Entscheidung über die Ernennung von zwei „Schattensenatoren“ treffen, die sich für die Belange der noch stimmlosen Metropole einsetzen sollen.

Der 48jährige Jesse Jackson würde sich wohl gerne als Senator für einen Bundesstaat Washington D.C. in den Kongreß wählen lassen, um auf diese Weise die politischen Meriten für eine spätere - und dann aussichtsreichere Präsidentschaftskandidatur zu verdienen. Sehr zum Leidwesen der Demokratischen Partei wird Jackson neben seiner Kampagne für das politische Stimmrecht Washingtons nun der Partei weiterhin mit einer erneuten Kandidatur als Präsidentschaftsbewerber im Jahre 1992 drohen können. Parteimitte und Parteirechte hatten insgeheim gehofft, Jesse werde sich als Bürgermeister der schwer zu regierenden Drogenmetropole von der nationalen Politik verabschieden müssen.