Tschüß Jungs - schön war die Zeit

■ Die Pressestelle der DWK schließt: Ein schmerzensreicher Abschied von guten Freunden

Die Presselandschaft der BRD verliert in diesen Tagen einige ihrer größten Künstler und virtuosesten Begabungen. Die Pressestelle der „Deutschen Gesellschaft für die Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen mbH“ (DWK) stellt ihre überaus erfolgreiche Arbeit ein. Werner Gries, Peter Schmidt, Klaus D. Feyer: Jahrelang habt Ihr uns angelogen, daß sich die Brennstäbe bogen und der Rost von der Reaktorkuppel fiel - Ihr werdet uns fehlen.

Wißt Ihr noch, damals in Gorleben, in Volkmarsen, Diemelstadt, Frankenberg, Cochem, Dragahn, Wackersdorf und sonstwo in Hinterpfuiteufel: Durch ganz Deutschland seid Ihr gezogen, um Euren Plutoniumsupermarkt anzudienern. Das war nicht einfach, weil Euer Info-Bus überall mit platten Reifen im Farbeierhagel hängenblieb. Doch Ihr habt nie verzagt, habt die Sorgen und Ängste der Bürger fest in Euer geräumiges Reaktorherz geschlossen: „Eine Wiederaufarbeitungsanlage ist so ungefährlich, daß man in ihr nackt herumlaufen kann.“ Tja, das waren noch Pointen, die aus dem Haufen des täglichen Nachrichtenmülls herausragten, Ihr...

Schlappe 3,5 Milliarden sollte Eure Atomfabrik kosten. Was konntet Ihr denn dafür, daß es bald 4,5, dann 5,4, dann 6,0, dann 7,5 Milliarden wurden - und schließlich zehn? Oder gar 15 Milliarden? Ach, Ihr...

Auch für Laien verständlich habt Ihr den Prozeß der Wiederaufarbeitung jenseits des Reaktorchinesischen erklärt: „Erst werden die Stäbe zu einer Soße zerkocht, dann geht's weiter, wie wenn man Milch entrahmt.“ Das war präzise, schnörkellose Information, Ihr...

Unvergessen blieb Eure Flucht zu Franz-Josef. „Die WAA ist so gefährlich wie eine Fahrradspeichenfabrik“, sagte der. Und Ihr: „Die WAA nach Wackersdorf? Nie gehört.“ Die Bagger waren schon unterwegs, und Ihr habt immer noch von nichts gewußt, Ihr...

Dann kam das Ende durch Bennigsen-Foerder. Ihr habt Kontinuität bewahrt bis zum Schluß: Aus für die WAA? Um Gottes Willen, wir doch nicht! Nur die üblichen Routinefragen seien auf der Frühjahrssitzung behandelt worden. Doch am nächsten Morgen war das Ende amtlich, Ihr...

Zuletzt habt Ihr uns vor zwei Wochen wie immer nach bestem Wissen und Gewissen informiert. Räumung in Gorleben? I wo, steht nicht an, ganz bestimmt nicht. Doch am nächsten Morgen kamen Räumtrupps und Polizei, Ihr...

Und jetzt wollt Ihr Euer Büro endgültig schließen? Ohne die 2.367 Rückrufe zu erledigen, die Ihr uns noch schuldig seid? Tut uns das nicht an. Wir brauchen Euch. Wir haben doch nur einen Trost: Die Lücke, die Ihr reißt, wird Euch voll ersetzen, Ihr vermaledeiten Nebelwerfer, Ihr vermaledeiten.

Manfred Kriener