Koltes-Premiere am Sonnabend im Condordia

■ Kampf des Negers und der Hunde

Nun ist das ja eine kleinere Produktion im Concordia, ein kleines Stück... „Nein, es ist ein Riesenstück, es ist gigantisch wie eine griechische Tragödie. Es ist einfach unglaublich gut gebaut. Es ist eins der präzisesten Stücke in den 80er Jahren, eines der großen Stücke des 20. Jahrhunderts“.

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Gerhard Willard, Regisseur Foto: Sabine Heddinga Am Sonnabend hat das Schauspiel von Bernard-Marie Koltes, „Kampf des Negers und der Hunde“ Premiere im Concordia. Regie führt der Gerhard Willard, 32 Jahre jung, aus Regensburg, der auch für Radio Bremen Koltes‘ „Die Einsamkeit der Baumwollfelder“ als Hörspiel produziert: „Ich mag alles von Koltes“. Seit Erscheinen des Stücks, zuerst 1983 in der Inszenierung von Patrice Chereau mit Michel Piccoli, hätte er es gern gemacht. Nun realisiert er es mit SchauspielerInnen des Bremer Ensembles. Bei dessen Geburt, dem Marathon von Oberspielleiter Andras Fricsay durch die 1000 VorsprecherInnen, war Willard dabei und beteiligt.

Wie ist die Arbeit mit den Schauspielerinnen inmitten des Erfolgsdrucks, der durch den schlechten Start von Ensemble und Oberspielleiter in Bremen auf ihnen liegt? „Total gut“, ist sie, sagt Willard. Und: „Alle lieben dieses Stück. Mich interessiert, wie nahe wir der Wahrheit dieses Stückes kommen können“. Für ihn sind es Psychogramme europäischer Weißer, eingefangen über das Umgehen der Weißen, mit dem Fremden, dem schwarzen Arbeiter Alboury, mit dem sie nicht umgehen können. Alboury, gespielt von dem Eritreer Bereket Andebrhan, verlangt die Herausgabe seines Bruders, der auf der Baustelle getötet worden ist. Der Baustellenleiter Horn, gespielt von Fried Gärtner, (dem Juden Itsik aus „Stalin“) und Cal, gespielt von Herbert Schlemmer, verweigern die Herausgabe. Sie verteidigen sich, so hat es Patrice Chereau gesagt, der erste Regisseur des Stücks und neben Stein, Grüber und Brooks Willards Vorbild, „wo es zu spät ist, den Schuldbekenntnissen zu entgehen“, mit der „einzigen Waffe: Sprache.“ Cal, der labile Rassist, der seinen Hund liebt und Horn, der Techniker des Kriegen-wir-schon-hin reden und reden, Verständigung gibt es nicht, bzw. nur zwischen der Frau, Leone (Michaela Mazak), und dem Schwarzen. Das sind die beiden, die im Stück verschiedene Sprachen sprechen, er afrikanisch, sie deutsch, in der Bremer Inszenierung tschechisch.

Bernard-Marie Koltes, für Willard eine französische Büchner -Gestalt, - er starb mit 42 Jahren an Aids - hat, wie er sagte, „mit dem Titel eine emotionale und zugleich radikale Entscheidung getroffen, nämlich die Schwarzen als die Guten und die Weißen als die Schweine zu bezeichnen - was ja so einfach natürlich nicht stimmt; ausgehend von dieser Entscheidung konnte ich dann aber auch anfangen, die Weißen zu lieben“. Das bedeutet für Willard z.B., nicht zu sagen, „der Cal ist ein faschistisches Arschloch, obwohl er eines ist. Eher zeigen, wie er dahin kommt“.

Uta Stolle