Der Postchef ist böse

■ Der Präsident der Oberpostdirektion verbot Untergebenen das Trauer-Feiern

Was wollen gesellige PostlerInnen spätestens an dem Tag ein letztes Mal tun, bevor ihre Abteilung endgültig aufgelöst wird? Richtig. Sie wollen noch einmal zusammen feiern. Diesen verständlichen, nur allzu menschlichen Wunsch hatten auch die ArchitektInnen, KonstrukteurInnen und SekretärInnen in der Abteilung 5. Das ist die Abteilung „Hochbau“ in der Oberpostdirektion, und die wird zum 1. März im Zuge der Postreform aufgeteilt in die Bereiche Postdienst (Briefe, Pakete, gelbe Post) und Telekom (Telefon, Telefax, Datenübertragung). Zwar gibt es für den Fortbestand der Oberpostdirektionen noch Bestandsgarantien, doch langfristig ist mit weiteren Kompetenzverlagerungen und Auflösungsbescheiden zu rechnen. Als „Wasserkopf“ ist die OPD vielen Postchefs ein Dorn im Auge.

Die Hochbau-KollegInnen wollten also ihren Abschied feiern. Doch bei der Vorbereitung ihrer Feier machten sie einen kleinen Fehler. Sie versahen unvorsichtigerweise ihre Einladung mit einem Gag: Sie baten in den großen Sitzungssaal der OPD nicht einfach nur zu einer „Feier“, sondern zu einer „Trauerfeier“: „Am 28. Febr. 1990 um 24 Uhr wird unsere geliebte Abteilung 5 dahinscheiden. Wir müssen Abschied nehmen. Es trauern: Referat 51, 52A, 52 B, 52 C.... Eine Umlage von 10 DM ist unvermeidlich.“ Die schwarzumrandete Trauerkarte war mit gekreuzten Palmwedeln verziert. Ein Ministerwort von Bundespostminister Dr. Christian Schwarz-Schilling, das vom „Leben“ handelte, war vorangestellt: „Mit der neuen gesetzlichen Grundlage ist nur der Anfang gemacht. Nun gilt es, das Gesetz mit Leben zu erfüllen.“

Der Präsident der Bremer Oberpostdirektion, Bernhard Kuhl, verstand keinen Spaß. Spätestens beim Ministerwort auf der „Trauerkarte“ hörte der für ihn auf. Er schrieb dem Abteilungsleiter 5: „Ich bin entsetzt über diese wohl nicht zu überbietende Geschmacklosigkeit und verurteile, daß Führungskräfte in dieser destruktiven Form die Unternehmensziele konterkarieren. Die sogenannte 'Trauerfeier‘ in den Diensträumen wird hiermit untersagt.“ Im Schlußsatz setzte der Postchef gar noch einen drauf: „Ob die Initiatoren ihre Dienstpflichten verletzt haben, wird noch geprüft werden.“

Der Pressesprecher der OPD zu den Ereignissen: „Damit ist das als Gesamtfeier gestorben.“ Die taz kondoliert: Herzliches Beileid.

B.D.