Mit Weiber- und Kinderkram wird sich nicht abgegeben!-betr.: KiTa-Streik

Betr.: KiTa-Streik

(...) Der KiTa-Konflikt ist mitnichten ein Problem der ErzieherInnen allein. Gewiß, in West-Berlin sind Familien mit Kindern eine Minderheit, nur die Hälfte der Frauen zwischen 20 und 45 hat ein oder gar mehrere Kinder. Aber immerhin gibt es, zumal nach dem Zustrom der ÜbersiedlerInnen, schätzungsweise 130.000 Frauen mit Kindern im „betreuungsbedürftigen“ Alter unter zehn oder zwölf Jahren.

Von diesen Müttern sind 50 bis 60 Prozent erwerbstätig. Dazu kommen die arbeitssuchenden, die in der Ausbildung befindlichen und die „stille Reserve“ derjenigen, die sich mit beruflichen Plänen tragen. Alle diese Mütter (und wir gehen davon aus, daß sich auch zunehmend die dazugehörigen Väter betroffen fühlen), stehen also vor dem Problem der Vereinbarkeit von gedeihlichem und glücklichem Aufwachsen ihrer Kinder und beruflicher Arbeit. Und Mompers kaltschnäuzige Haltung im KiTa-Konflikt macht diesen Müttern (und übrigens auch allen jungen Frauen, die vor der Lebensplanungsfrage Kind und/oder Beruf stehen) mit aller Deutlichkeit klar, was ihr Leben und Glück und das ihrer Kinder auf dem Markt der politischen Eitelkeiten heute wert sind - einen Dreck.

Es ist ja nicht die faktische Auswirkung der Senatsposition (falls sie sich durchsetzt), die ja zunächst keine dramatischeren Konsequenzen hätte, als daß die Misere verschärft durch die ÜbersiedlerInnenzahlen - weiter vor sich hin läppert; es ist die Botschaft: Angesichts der publicityträchtigen Groß-Deutscherei wird sich mit Weiber und Kinderkram nicht abgegeben, macht euch keine Hoffnungen auf Verbesserungen der Lebensbedingungen, im Gegenteil, als „Testmäuse“ sollen die doppeltbelasteten Mütter, die unterbezahlten Erzieherinnen und die Kinder schon einmal die Verschlechterung der sozialen Bedingungen schlucken, die als Preis für nationale Größe allen sozialen Gruppen am unteren Ende der Einkommens- und Machtskala ins Haus steht. Darum soll der mit beispielloser Zähigkeit und Solidarität geführte Streik der ErzieherInnen gebrochen werden. Herr Momper, die Botschaft ist angekommen! Wir danken bestens!

Fazit: Nicht aufgeben - es geht nicht um irgendwelche Sonderproblemchen, sondern um einen politischen Kernkonflikt.

Eine Gruppe Kreuzberger Eltern