Runder Tisch für Kosovo

■ Serbische Führung lenkt ein / Die Minimalforderung der albanischen demokratischen Organisationen wird erfüllt

Berlin (ap/taz) - Vertreter der serbischen Kommunisten und der albanischen Bevölkerungsmehrheit der autonomen Provinz Kosovo werden heute Gespräche am Runden Tisch aufnehmen. Damit wird eine Forderung der albanischen demokratischen Organisationen erfüllt, die nach der Repressionswelle der letzten Jahre immer wieder Verhandlungen mit der serbischen Führung gefordert hatten. Die Gespräche sollen auf „neutralem Territorium“, in der bosnischen Stadt Mostar, geführt werden.

Auf serbischer Seite sollen Vertreter der serbischen Regierung und Mitglieder der serbischen Minderheit im Kosovo teilnehmen. Auf kosovoalbanischer Seite gehören unter anderen der Vorsitzende der größten Partei der Region, des „Demokratischen Bundes des Kosovo“, Ibrahim Rugova, zu der Verhandlungsdelegation. Die albanischen Bürgerrechtler Isup Bexisha und Veton Surroi nehmen ebenfalls an den Verhandlungen teil.

Die Führer der kosovoalbanischen Demokratiebewegung wandten sich, nachdem die Gespräche am Runden Tisch angekündigt waren, an die Bevölkerung und forderten sie auf, die Streiks abzubrechen. Außerdem sollte sie auf weitere Demonstrationen verzichten und die Chancen des legalen, demokratischen Dialogs zur Lösung der Konflikte nutzten.

Nachdem die jugoslawische Armee letzte Woche verstärkt worden war, konnten die Überfälle der serbischen Polizei in den kosovoalbanischen Dörfern gestoppt werden. Während der Repressionswelle der letzten Wochen waren mehr als 40 Albaner ums Leben gekommen. Im Falle des Mordes an dem im belgischen Exil lebenden kosovoalbanischen Bürgerrechtler Enver Hadri, der vermutlich vom jugoslawischen Geheimdienst SDS erschossen wurde, fordern die Albaner schnellstmögliche Aufklärung der Hintergründe. Vermutlich handelte es sich um eine Provokation, die den demokratischen Prozeß stören sollte.

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