Franke: Scherf braucht Nachhilfe

■ Ex-Bildungssenator bietet Amtsnachfolger bildungspolitischen Crash-Kurs an

15 Jahre konnte Senator Horst Werner Franke schlimmstenfalls allenfalls mit seinem Rücktritt drohen. Jetzt werden die Drohungen schärfer: Thomas Franke droht mit seiner Rückkehr.

Von seinem Alterswohnsitz in Windhorst bot der Ex-Senator seinem Wunsch-Nachfolger Scherf Nachhilfestunden im Fach „Bildungspolitik für Anfänger“ an. Der gelernte Pauker Franke ließ den promovierten Juristen Scherf gleich wissen, daß er den Crash-Kurs für dringend nötig halte.

Knatschsauer hatte Franke gelesen: „Scherf hat der Opposition kampflos das Feld überlassen.“ Tatsächlich hatte Scherf achselzuckend zugesehen, wie die Opposition genüßlich die Schul-Schließungspolitik seines Amtsvorgängers auseinandernahm und der Bildungsbehörde Planungsunfähigkeit und Inkompetenz bescheinigte: Alle Prognosen über rückläufige Schülerzahlen hätten sich als „Blödsinn“ entpuppt. Scherfs kleinlaute Drei-Minutenantwort: In Zukunft wird's besser. Wir liefern die richtigen Zahlen nach. Der Weser-Kurier kommentierte: „Saustall“.

Jahrelang einem „Saustall“ vorgestanden zu haben, will sich Franke nicht nachsagen lassen. Sein Ultimatum: „Entweder Scherf macht sich binnen einer Woche schlau und biegt die Angelegenheit öffentlich gerade, oder ich selbst liefere die ausgefallene Rechtfertigung für meine Ex-Mitarbeiter öffentlich nach.“ Franke: „Ich geh höchstpersönlich zu buten und binnen und erkläre Frau Trüpel von den Grünen, Herrn Bürger von der CDU und Frau Schönfeldt von der FDP, wie der Unterschied zwischen den seinerzeit prognostizierten Schülerzahlen und den jetzigen Ist-Zahlen zustande kommt.“ Franke mit bestem Gewissen: Die zusätzlichen Schüler überfordern die Bremer Schulen überhaupt nicht. Im Gegenteil: „Bis auf ein paar Engpässe in Osterholz und der Innenstadt machen sie aus schmalbrüstigen Schulzentren endlich wieder leistungsfähige Schulen.“ Frankes Empfehlung an Scherf: Wenn er sich schon spart, sich vor einer Bürgerschaftsdebatte von seinen Mitarbeitern schlau machen zu lassen, kann er's dann als Fernsehzuschauer wenigstens nachträglich.

Scherf, inzwischen von seinem Senatsdirektor, dem früheren Franke-Vertreter Reinhard Hoffmann, von Frankes Ansinnen informiert, verbat sich gestern Frankes Oberlehrer-Methoden: „Von mir aus soll er tun, was er nicht lassen kann. Ich hab aber Wichtigeres zu tun, als Frankes Schulstandortkonzepte von 1987 zu verteidigen. Ich brauch Lehrer für ein paar tausend Schüler, die Franke glatt übersehen hat. Wenn Franke Nachhut-Debatten immer noch wichtig findet, hätte er Senator bleiben sollen. Jetzt ist er Ex-Senator und hat sich gefälligst aus meiner Behörde rauszuhalten.“

K.S.