Manche Frauen sind verheerend

■ Nach „Vivian“ wütet nun Orkan „Wiebke“ durch Nordwesteuropa / Erneut forderte das Unwetter Menschenleben und Verletzte / Bundesbahn spricht von „schlimmsten Schäden seit Beginn der Stürme“

München (taz/dpa) - „Die Polizei bittet, nur dringend notwendige Fahrten durchzuführen“, meldete gestern morgen der Bayerische Rundfunk. Nach den Stürmen der vergangenen Tage herrschte Ausnahmezustand. Auf den Straßen, wie etwa der Autobahn zwischen Mannheim und Frankfurt, lagen die Baumstämme kreuz und quer über der Fahrbahn. Auf der Autobahn Fulda-Würzburg schleuderte eine Orkanböe einen LKW mit radioaktiver Ladung von der Straße. Einer der Behälter mit nuklearmedizinischen Stoffen wurde beschädigt. Radioaktivität sei jedoch nicht entwichen, so das Landeskriminalamt.

In ganz Europa forderte der Orkan „Wiebke“ wieder mehrere Todesopfer - allein in der BRD waren es drei - und richtete Schäden in Millionenhöhe an. Über 20 Menschen wurden schwer verletzt. Am stärksten betroffen von dem Unwetter war wiederum Großbritannien. Der Orkan erreichte Windstärken bis zu 130 Stundenkilometer, in den Bergen waren es bei einzelnen Böen sogar 200 km/h. Eine noch heftigere Böe fegte über den Feldberg in Baden-Württemberg hinweg. Weil der Blitz in den Turm der Wettermeßstation einschlug, konnte sie nicht mehr exakt gemessen werden. Langzeitschäden in den Schweizer Alpen kündigte ein Sprecher des Berner Ministeriums an. Folge des Sturm-Kahlschlags: vermehrte Lawinenabgänge und Steinschlag. Auch in Österreich sind die Waldschäden katastrophal.

Vielfach mußten in der Bundesrepublik die Bergungs- und Aufräumarbeiten unterbrochen oder ganz eingestellt werden, weil sie für Feuerwehrleute und Polizei zu gefährlich waren. In Niederbayern mußten die Landwirte mit ihren Traktoren ausrücken, um Polizei, Bundeswehr und Feuerwehr zu unterstützen. Krisenstäbe wurden eingerichtet. Ganze Stadtteile und Ortschaften waren aufgrund beschädigter Hochspannungsleitungen stundenlang ohne Strom, 100.000 Menschen allein in Oberbayern. Immer wieder warnten die bayerischen Isar-Amperwerke vor lebensgefährlich herabhängenden Stromleitungen. In Teilen von Rheinland-Pfalz wurde zeitweise auch der Fernsprechverkehr lahmgelegt.

Morgens um 6 beschloß das bayerische Kultusministerium: schulfrei wegen katastrophaler Verkehrsverbindungen. Auch in Hessen hatten die Schüler frei. Wie auch an den vergangenen Tagen war der Zugverkehr lahmgelegt. Bis halb 11 verließ kein Intercity-Zug den Münchner Hauptbahnhof. Noch in der Nacht wurden die Strecken Stuttgart-Ulm, Heilbronn-Würzburg, Frankfurt-Fulda und Mannheim-Karlsruhe gesperrt. Im oberbayerischen Landkreis Miesbach fuhr nichts mehr. „Es handelte sich um die schlimmsten Schäden seit Beginn der Stürme vor einem Monat“, erklärte ein Sprecher der zentralen Transportleitung der Bundesbahn in Mainz. In Bayern versprach Finanzminister Gerold Tandler den von den Orkan betroffenen Bürgern „steuerliche Hilfsmaßnahmen“.

lui