AKW Greifswald: Weiter bis zur Wahl

■ Kommission des Runden Tischs: Unverantwortlich

Berlin (taz) - Die vollständige Stillegung der maroden Atomzentrale Greifswald vor der DDR-Wahl am 18. März ist praktisch ausgeschlossen. Eine entsprechende Forderung der acht vom Runden Tisch in die Regierung Modrow entsandten Minister wurde von der Kabinettsmehrheit zurückgewiesen. Das erklärte Matthias Platzek von der Grünen Partei gestern in Ost-Berlin.

Auf Empfehlung der sogenannten Töpfer-Kommission waren zunächst der Reaktorblock II und am Mittwoch mit Verspätung auch Block III abgeschaltet worden. In einer ersten „Zwischeneinschätzung“ erläuterten Mitglieder der Sicherheitskommission des Runden Tischs, warum eine vollständige Stillegung aller vier Blöcke notwendig ist. Neben der Versprödung der Reaktordruckbehälter, die zum Abschalten von Block II und III geführt hatte, nannte der Atomkritiker Klaus Traube eine Reihe schwerer Sicherheitsmängel, die alle für eine Stillegung ausreichten.

Unterdessen hat sich der polnische Umweltminister Bronislaw Kaminski im Gespräch mit Platzek und in einem Schreiben an die DDR-Regierung „unzufrieden“ mit der Informationspolitik zu Greifswald geäußert. Greifswald liegt nicht weit von der polnischen Grenze. Bericht auf Seite 6

„Kernenergie: Wissenschaftlich-technischer Fortschritt im Dienste des Volkes“

Foto: Gerd Rosenkranz