Dreck dankend zurück

■ Trinkwasser aus dem Müggelsee wird aufwendig gereinigt / Trotzdem ist es nicht immer sauber / Der Kreislauf der Sch...: Täglich werden 60.000 Kubikmeter abgepumpt

Der Mann kam von den Ostberliner Wasserwerken und er sprach der BürgerInnenversammlung am Donnerstag abend aus ganzem Herzen Mut zu: „Daß Sie den Müggelsee schützen wollen, unterstütze ich außerordentlich“, versicherte Erich Wilinski vom VEB Wasserversorgung und Abwasserbehandlung (WAB). Privat ist WAB-Vertreter Wilinski selbst Motorbootfahrer, doch ein Verbot der Ölschleudern auf dem Müggelsee hält er trotzdem für richtig. Denn der See trägt nicht unerheblich zur Wasserversorgung der Hauptstadt bei: 60.000 Kubikmeter Wasser werden täglich aus den trüben Fluten gepumpt; künftig sollen es sogar 280.000 sein. Das Wasserwerk Friedrichshagen, das größte Ost-Berlins, ist noch in anderer Hinsicht vom See abhängig: Brunnen saugen in Seenähe auch Uferfiltrat ab.

Eine Milliarde Mark mußte der WAB im Wasserwerk Friedrichshagen in Filteranlagen investieren, die das Seewasser auf Trinkwasserqualität bringen sollen. Trotzdem stellt die Bezirkshygieneinspektion ab und zu Überschreitungen der neuen DDR-Norm für Trinkwasser fest sie orientiert sich an westlichen Grenzwerten, wurde vorsichtshalber aber noch nicht in Kraft gesetzt. Bei Ammonium und beim chemischen Sauerstoffverbrauch hätten sich ab und zu Probleme gezeigt, berichtete Werner Rummel von der Staatlichen Gewässeraufsicht der taz. Insbesondere der letzte Wert ist wichtig, deutet er doch auf überhöhte Konzentrationen organischer Schadstoffe hin, von denen die östliche Meßtechnik viele gar nicht erfassen kann.

Aktivkohlefilter, wie sie in Friedrichshagen arbeiten, sind in West-Berlin als reine Symptombekämpfung verpönt. In Friedrichshagen tragen sie zur Gewässerbelastung sogar das ihre mit bei. Wenn die Filter gespült werden, die die Schadstoffe aus dem Seewasser sammeln, gehen die Abwässer nämlich direkt zurück in den See. Das sei eine „unerlaubte Einleitung“, behauptet Wilinski - glaubt man einem Wasserwerksmitarbeiter, dann ist es gängige Praxis.

hmt