: Respekt vor den Sowjet-Riesen
■ Die DDR hat schon vor dem letzten Gruppenspiel gegen die UdSSR die Hauptrunde der Handball-WM erreicht
Sillein (dpa) - „Der Sieg gegen Polen war ein Schlüsselspiel auf dem Weg zur Olympia-Qualifikation.“ DDR-Coach Klaus Langhoff hat nach dem 25:17 gegen die Polen bei der Handball -Weltmeisterschaft in der CSSR seine Etappenziele nach zwei von drei Vorrundenspielen in der Gruppe D in Sillein erreicht. Wie Rumänien, Schweden, Ungarn und die UdSSR zieht die DDR in die Hauptrunde der besten zwölf Mannschaften ein. „Gegen die UdSSR rechne ich mir nur minimale Chancen aus, weil die Sowjetunion seit ihrem Olympiasieg in Seoul ihre Sonderstellung bestätigt hat.“ Das Spiel DDR-UdSSR wird von der ARD heute um 15 Uhr live übertragen.
Belegt die DDR in Bratislava, wo am Montag die Hauptrunde B (voraussichtlich mit Spanien, Island und Titelverteidiger Jugoslawien) beginnt, Platz vier, ist die Olympia- und WM -Qualifikation für 1993 gesichert. „Ich bin kein Schachspieler. Das nächste Spiel ist das wichtigste“, will sich Langhoff auch nach den beiden Erfolgen gegen Japan (26:22) und Polen nicht auf Spekulationen einlassen. Aus gutem Grund: Denn die WM hat gleich zu Beginn nicht mit Überraschungen in allen vier Gruppen gegeizt.
Titelverteidiger Jugoslawien hatte nach dem 17:18-Fehlstart gegen Spanien unglaubliche Mühe, das punktlose Kuba mit 28:27 auf Distanz zu halten. Schon nach zwei Spielen wird deutlich, daß das fast komplett wieder aufgebotene WM-Team von 1986 mit den Legionären aus Spanien (Wujovic, Vucovic, Cvetkovic), Italien (Basic), Frankreich (Isakovic) größte Probleme hat, zu einer Einheit zusammenzuwachsen. „Sie sind alle zu satt“, so das Urteil vom Bundesliga-Coach Kljaic aus Wallau-Massenheim.
Gastgeber CSSR steht unter dem zukünftigen Düsseldorfer Coach Jiri Vicha nach zwei Niederlagen gegen die Schweiz und Rumänien sogar schon vor dem Absturz in die Trostrunde. Nur ein Sieg mit sechs Toren Differenz heute gegen den Olympia -Zweiten Südkorea kann die Mannschaft retten. Den Eidgenossen unter Ex-Weltmeister Arno Ehret aus Hofweier reicht ein Punkt gegen Rumänien zum Vorstoß in die Hauptrunde A, die ab Montag in Moskau gespielt wird. Dieses Ziel hat in der Gruppe A der WM-Geheimtip Schweden nach den Erfolgen gegen Frankreich (25:18) und Algerien (20:19) wie auch Vizemeister Ungarn vor dem Spiel dieser beiden Konkurrenten sicher.
Bestätigt hat sich die Ausnahmestellung der UdSSR, die gegen Polen (26:21) und Japan (35:16) gewann. „Keine Mannschaft bestraft die Fehler des Gegners so brutal, keine Abwehr arbeitet besser.“ Langhoff spricht für alle Trainer, die die gleichen Erfahrungen gemacht haben. Taktische Mittel reichen kaum aus, um diese Perfektionisten im Gegenstoß zu bremsen oder in der Abwehr mit den Zwei-Meter-Riesen Tutschkin, Atawin, Nesterow zu irritieren. Das bekamen die wendigen, aber körperlich hoffnungslos unterlegenen Japaner vor allem in der zweiten Halbzeit zu spüren. Nach 14 Toren in der ersten Hälfte schafften sie nach der Pause gerade noch zwei.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen