Eigentumswohnungen geplant

DDR-Bauminister Prof. Gerhard Baumgärtel (CDU) besuchte West-Berlin  ■ I N T E R V I E W

taz: Die große Angst in der DDR ist derzeit die vor den westlichen Grundstücksbesitzern, die jetzt ihre Häuser wieder in Besitz nehmen und womöglich die Mieten erhöhen. Was tun Sie dagegen?

Gerhard Baumgärtel: Darüber wird sehr sorgfältig mit der Bundesregierung und mit dem Westberliner Senat zu sprechen sein, und ich bin sicher, daß wir hier vernünftige Regelungen finden werden.

Die zweite Angst ist die vor Mieterhöhungen.

Bisher ist von Mieterhöhungen noch keine Rede, das wird mit den Bürgern diskutiert werden müssen.

Aber selbst der Mieterbund geht davon aus, daß sich die Mieten verdreifachen werden. Glauben Sie das?

So genaue Zahlen kann man nicht nennen. Wir sollten den sozialen Charakter der Miete auf jeden Fall beibehalten, und dann müssen eben Ausgleichsgelder gezahlt werden, abhängig vom Einkommen.

Also so eine Art Wohngeld?

So ist es.

Ihre (soll heißen, die der DDR, d. s-in) Altbausubstanz ist ja in relativ schlechtem Zustand.

Die Stadterneuerung ist eine unserer Hauptaufgaben, deshalb besuchen wir auch heute West-Berlin, damit wir Erfahrungen, die man hier und in der Bundesrepublik gemacht hat, in Form von Pilotprojekten aufgreifen und mit gemeinsamen Arbeitsgrupen und Experten aus der Bundesrepublik schnell vorankommen.

Verhandeln Sie auch mit privaten westlichen Investoren?

Unser Verhandlungspartner ist erstmal die Bundesregierung.

Es gibt aber westliche Investoren, die sich schon Grundstücke ausgucken.

Ausgucken ist eine Sache, beschließen, daß sie welche kriegen, eine andere.

Wenn diese überalterten Wohnungen alle modernisiert werden, wird das dann auf die Mieten umgelegt?

Das ist ganz sicherlich nicht zu umgehen.

Halten Sie es für richtig, Wohnungen der KWV (Kommunale Wohnungsverwaltung) an die Mieter zu übergeben?

Ja, natürlich. Wir planen bereits, Wohnungen als Eigentumswohnungen den jetzigen Mietern zu geben.

Und wird es die KWV noch geben?

Diese Regierung ist noch drei Wochen im Amt. Und solche Beschlüsse, wie die KWV abzuschaffen, wird sie auf keinen Fall mehr fassen. Nach der Wahl machen wir soziale Marktwirtschaft. Und eine soziale Marktwirtschaft, das begreifen wir immer mehr, hat auch ihre harten Forderungen.

Interview: Eva Schweitzer