BRD-Atomstromer kapern Ostmarkt

■ PreußenElektra und Bayernwerk gründen gemeinsame Gesellschaften mit Energiekombinaten

Ost-Berlin (taz/dpa) - Der größte bundesdeutsche AKW -Betreiber PreußenElektra und das Bayernwerk sind bei ihrem Vorstoß auf den DDR-Energiemarkt einen großen Schritt vorangekommen. Die beiden Konzerne haben am Donnerstag ihre Beteiligung an der DDR-Stromversorgung und am Bau neuer Kraftwerke abgesichert. In Ost-Berlin wurden gemeinsam mit den Energiekombinaten die Verträge für zwei West-Ost -Gesellschaften unterzeichnet. Die Verträge sollen nachträglich von der DDR-Regierung bestätigt werden. Zunächst ist der Bau von zwei Steinkohlekraftwerken und von zwei Stromtrassen mit Investitionen der West-Konzerne von zirka 3,5 Milliarden DM geplant.

Die Verträge sehen zwei GmbHs vor, an denen die DDR und die westlichen Konzerne je zur Hälfte beteiligt sind. Eine Objektgesellschaft soll zunächst den Bau von zwei Steinkohlekraftwerken bei Lübeck und Rostock mit je 500 Megawatt vorantreiben, die Strom in die DDR liefern werden. Beide Kraftwerke sollen mit Importkohle betrieben werden und könnten 1995 ans Netz gehen.Zur Ankoppelung der DDR an das bundesdeutsche Stromnetz wurde außerdem der Bau von zwei Stromtrassen von Redwitz/Oberfranken nach Remptendorf in Thüringen und von Mecklar bei Kassel nach Vieselbach bei Erfurt beschlossen. Das Bayernwerk erklärte, es liege jetzt an der DDR, ob sie sich vom östlichen RGW-Stromverbund löse und sich an das europäische Stromverbundnetz ankoppele. Eine zweite Projektgesellschaft soll den Bau und Betrieb weiterer Kraftwerke prüfen. Das Bayernwerk macht auch gleich Tarifpolitik für die DDR: Man gehe davon aus, daß es dort künftig „kostenorientierte Strompreise“ geben werde, also Preiserhöhungen.

In einer Erklärung verurteilte das Freiburger Öko-Institut gestern den „energiewirtschaftlichen Eroberungsfeldzug“ der bundesdeutschen Unternehmen als „Schachzug zur Aufteilung des neuen Energiekuchens DDR“. Weiter heißt es: „Versuchen die Stromkonzerne kurz- und mittelfristig die Überkapazitäten aus ihrem Kraftwerkspark über die geplanten Stromtrassen zu verscherbeln, so planen sie langfristig die atomare Aufrüstung mit dem Bau von AKWs in der DDR“. Es sei mehr als Heuchelei, wenn die westdeutschen Energieversorger, die bei einem Wirkungsgrad ihrer Kraftwerke von nur 33 Prozent selbst gigantische Energieverschwender seien, sich jetzt als die großen Saubermänner und Retter der DDR aufspielten. Neue Anlagen dürften „nur noch als Kraft-Wärme -Kopplungskraftwerke gebaut werden, die einen Wirkungsgrad von bis zu 90 Prozent erreichen. Dafür böte die DDR mit ihren Fernwärmenetzen gute Voraussetzungen.

-man