Weserpark schafft Bummelanten

■ Seit der Eröffnung des Einkaufszentrums sind die Wege in die Betriebe dicht

Zwischen Osterholz Tenever und Achim, Sebaldsbrück und Oyten ist seit letzten Donnerstag nichts mehr wie es war: Seit der Eröffnung des Weserparks brach hier, rund um das Bremer Kreuz, ein neues Zeitalter an: Das Zeitalter des Staus. Trotz neuer Spuren und Ampelschaltungen stehen immer noch Verkehrspolizisten im Dauerregen, um das Chaos mit Handarbeit zu regeln. Doch in den kilometerlangen Staus stehen nicht nur Sonderangebots-JägerInnen, sondern auch Anwohner und unzählige in naheliegenden Betrieben Beschäftigte, die auf dem Weg zur Arbeit steckenbleiben. Ein paar hundert Meter vom Weserpark entfernt befindet sich in Mahndorf eines der größten Bremer Industriegebiete. Und genau gegenüber des Einkaufstempels hat Radio Bremen sein Fernseh

studio.

Dort, bei Buten und Binnen war beispielsweise die Redaktionssitzung am Donnerstag um 10 Uhr völlig verwaist. Außer dem Chef vom Dienst war es niemanden gelungen sich einen Weg durch die Blechlawine zu schlagen. Auch bei Vitakraft und Molan/Molanex kamen die MitarbeiterInnen nur mit erheblicher Verspätung an. Einige stellten ihr Auto schon weit entfernt ab und gingen zu Fuß zur Arbeit. Mercedes-Benz forderte schon am Mittwoch seine Beschäftigten mit Aushängen am Schwarzen Brett auf, früher oder auf anderen Wegen zur Arbeit zu kommen. Auch der Lieferverkehr war durch die Blechmassen erheblich eingeschränkt. Mit bis zu sechs Stunden Verspätung kamen die Lieferwagen zu den Produktions- stätten.

Die Unternehmen im Industriegebiet Bremer Kreuz setzen auf das Prinzip Hoffnung, sprich ein Abflauhen der Kundeströme zum Weserpark. Doch das ist bis jetzt nicht erkennbar. Am verkaufsoffenen Samstag hat sich das Chaos vom Eröffnungstag wiederhohlt, diesmal sogar ohne den Berufsverkehr. Und selbst am gestrigen verkausschwachen Montag waren die Zufahrtstraßen während der Stoßzeiten dicht. Jürgen Lemmermann beispielsweise, Pressesprecher der Bremer Straßenbahn AG (BSAG), geht davon aus, daß es nicht zu einer Entspannung der Situation kommen wird. Der BSAG jedenfalls sind die Hände gebunden: „Wir stehen machtlos daneben, weil wir selbst mitten im Stau stecken.“ Das sei natürlich noch

kein verlockendes Angebot, um die Kunden des Weserparks in die Busse zu bekommen. Ein Konzept für eine bessere Anbindung des Nahverkehrs gibt es bis heute ebensowenig wie Planungen für separate Busspuren.

Für die Berufstätigen gibt es nur eine Möglichkeit pünktlich zu kommen: Wecker früher stellen und eher losfahren. Auf Entspannung wartet beispielsweise auch Tierfütterer Vitakraft. Für den Fall, daß diese nicht kommt hat der Pressesprecher auch schon die Verantworlichen gefunden: den Senat. „Der handelt erst dann, wenn der Verkehr zum Erliegen kommt.“ Nach seiner Meinung könnte eine eigene Abfahrt für das Gewerbegebiet Abhilfe schaffen - mit einer eigenen Spur für Lieferfahrzeuge.

Matthias Kalusch