Frauenfunk abserviert

■ SFB: Die Frauensendung „Zeitpunkte“ soll abgeschafft werden / Künftig Beiträge nur noch aus dem „Pool“

Im SFB knatscht es hausintern gewaltig wegen der für Mai geplanten Hörfunkreform, die dem hinter Rias und Hundert,6 abgerutschten Sender wieder mehr Hörer und Werbekunden bringen soll. Beim Frauenfunk „Zeitpunkte“ (jetzt SFB 1) wird nach Informationen der taz inzwischen sogar unverhohlen mit einem Boykott gedroht. Grund ist die Befürchtung der Frauen, daß ihre Redaktion als einzige völlig abgeschafft wird. Denn die „Zeitpunkte“ sollen nach der gültigen Planung einem mit mehr Wort aufgemotzten SFB 2 (50 Prozent Wort, 50 Prozent Musik) nur noch Beiträge „zuliefern“, eine eigene Sendereihe und eigene Moderatorinnen wird es nicht mehr geben. Die redaktionelle Verantwortung soll an einen „SFB 2 -Redaktionspool“ übergehen. Für die „Zeitpunkte„ -Redakteurinnen, die schon einen Wellenwechsel und eine Verkürzung der Sendezeit hinnehmen mußten, steht damit fest, daß sie „kalt abserviert“ werden sollen.

Auch in den Redaktionen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft soll wegen der „Zulieferfunktion“ Unmut herrschen. Ebenso ist hausintern umstritten, ob die Hörfunkreform überhaupt wie angekündigt „kostenneutral“ durchgeführt werden kann. Bei SFB 1, der zukünftigen „Berlinwelle für Ältere“ jedenfalls sind die Planungen für das Vormittagsprogramm erstmal storniert worden. Ebenso unklar ist die Situation auf SFB 4, bisher weitgehend von SFB 1 und WDR 4 beliefert. Die Welle soll zu einer Charts abspulenden und werbeträchtigen Jugendwelle (nur 20 Prozent Wort) umgebaut werden. Mehrkosten: 2,5 Millionen. Auch hier ist die Finanzierung noch völlig unklar, vorerst keine Mehreinnahmen, weil die SFB 2-Werbung zunächst kostenlos auf SFB 4 übertragen werden soll.

Auf der Kulturwelle SFB 3 blieben die atmosphärischen Störungen bisher gering, denn angeblich soll hier alles beim alten bleiben. Doch auch hier wird es wohl doch die berühmten „scharfen Einschnitte“ geben. Irgendwoher muß das Geld ja kommen.

kotte