SED-Druckhaus vor dem Konkurs

■ Realsozialistische Manager kündigten das „Aus“ für Druckhaus Norden an / Belegschaft fühlt sich ausgetrickst / Sozialplan noch unsicher

Die Pläne der Beschäftigten des SEW-nahen Druckhauses Norden, ihren Betrieb in eigener Regie weiterzuführen (die taz berichtete), werden immer aussichtsloser. Nach Informationen des zu diesem Zweck gegründeten „Vereins zur Überführung des Druckhauses Norden in Belegschaftshand“ gaben die Druckhaus-Abteilungsleiter am letzten Freitag offiziell bekannt, sie wollten Konkurs beantragen.

Gestern soll dann allerdings beim Betriebsrat wiederum ein Schreiben eingetroffen sein, nach dem man alles versuche, um den Konkurs abzuwenden.

Derartigen Versuchen gab indes auf Anfrage der im Januar zum Liquidator bestellte bisherige Druckhaus-Geschäftsführer Werner Neumann wenig Chancen. Alles treibe „stark“ auf einen Konkurs zu, sagte Neumann. Voraussetzung für den fälligen Konkursantrag sei freilich, daß der Betrieb einwandfrei als „überschuldet“ eingestuft werde oder an Gläubiger nicht mehr zahlen könne. Diese materielle Schieflage sei jetzt noch „keineswegs erreicht“.

„Das Problem ist, man kann denen nix glauben“, kommentierte dies der Vorstandssprecher des Belegschaftsvereins, Manfred Eulenbruch. Er vermutete hinter dem Hin und Her der realsozialistischen Druckmanager eine ganz abgefeimte und reichlich abenteuerliche Strategie. Schon um zu vermeiden, daß ein Konkursverwalter allzu tiefen Einblick in die Bücher nehme, wolle die Geschäftsführung der Norden GmbH erst einmal erreichen, daß der Konkurs mangels Masse abgelehnt werde. Dadurch hätte man dann die mittlerweile auf 100 Beschäftigte geschrumpfte Belegschaft „billig raus“ - und zugleich blieben die ökonomischen Grundlagen für ein unter anderer Flagge fortgeführtes Druckhaus erhalten. Eulenbruchs Verdacht: „Die denken wahrscheinlich daran, sie können sich mit den alten Betonköpfen in der DDR und der DKP in einem zukünftigen vereinten Deutschland zu einer wahren kommunistischen Partei zusammenschließen.

Wenigstens sei auf Druck des Betriebsrates am letzten Donnerstag ein Sozialplan zustande gekommen. Danach müßten Abfindungsgelder in Höhe von ungefähr zweieinhalb Millionen gezahlt werden. Allerdings nur bei einer Liquidation. Im Falle eines Konkurses wäre dieser Sozialplan hinfällig.

thok