Hamburg boykottiert die Dritte Nordseeschutzkonferenz

■ Protest gegen zusätzliche radioaktive Belastung der Nordsee durch Sellafield und La Hague

Hamburg (taz) - Die Dritte Internationale Nordseeschutzkonferenz wird morgen in Den Haag ohne Hamburger Beteiligung beginnen. Grund für die Absage der Stadt ist die atomare Wiederaufarbeitung. Hamburg hatte von Bundesumweltminister Klaus Töpfer gefordert, daß die Wiederaufarbeitung deutscher Kernbrennstoffe in Sellafield und La Hague und die damit verbundenen Kapazitätserweiterungen dort zu keiner zusätzlichen radioaktiven Belastung der Nordsee führen dürfe.

Dieser Forderung will Töpfer nicht nachkommen, auch wenn es in seinem Entwurf für die Konferenz erst einmal nicht so aussieht. Darin heißt es nämlich, daß die Wiederaufarbeitung „keine Verschmutzung durch radioaktive Stoffe“ verursachen dürfe. Hinter dem Wort „Verschmutzung“ verbirgt sich jedoch der englische Begriff „pollution“, der von Großbritannien stets im Sinne von nachweisbarer Schädigung gebraucht wird. Hamburg ging es jedoch darum, zusätzliche „contamination“ Belastung also - auszuschließen. Daß Töpfer sich darauf nicht einließ, ist verständlich. Denn diese Forderung hätte eine Sanierung der Anlagen in Großbritannien und Frankreich bedeutet, die in die Verträge eingearbeitet werden müßte und die Wiederaufarbeitung wesentlich verteuern würde. Mit der Begründung also, daß die „energiepolitische Entscheidung gegen Wackersdorf sich so zur umweltpolitischen Entscheidung gegen die Nordsee entwickelt“, hat Hamburg seine Teilnahme an der Konferenz abgesagt.

Allerdings ist dieser Punkt nur der Auslöser. Ausschlaggebend für den Verzicht ist die allgemeine Einschätzung, daß auch bei dieser dritten Nordseeschutzkonferenz nichts für den Schutz des Meeres herauskommen wird. Die anderen bundesdeutschen Küstenländer beteiligen sich nicht an dem Hamburger Boykott. Kiels parteiloser Umweltminister Berndt Heydemann hat sogar Großes vor. Er will in Den Haag „ökologische Güteziele“ für die Nordsee definieren lassen.

Kai Fabig