Auf, auf zur Demo nach Stendal

■ AKW-GegnerInnen aus BRD und DDR trafen sich zur Vorbereitung der Anti-AKW-Demo / 10.000 werden am kommenden Sonntag erwartet / Keine „Bevormundung“ der AKW-GegnerInnen der DDR geplant

annover (taz) - Für die erste große Anti-AKW-Demonstration in der DDR am Sonntag in Stendal haben sich aus der Bundesrepublik schon über 6.000 TeilnehmerInnen angemeldet. Dies teilte gestern nach einem Vorbereitungstreffen für die am Bauplatz des AKW-Komplexes Stendal geplante Demonstration der Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg mit. Bei dieser zweiten gemeinsamen Aktion der Anti-AKW-Bewegung aus der Bundesrepublik und der DDR, zu der die Stendaler Initiativen und die BI Lüchow-Dannenberg zusammen aufgerufen haben, sei mit insgesamt 10.000 Teilnehmern zu rechen, sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke gestern.

Beim Vorbereitungstreffen für die Stendal-Demo haben sich in Gedelitz im Landkreis Lüchow-Dannenberg am Sonntag nachmittag Delegierte von 30 Anti-AKW-Gruppen aus Norddeutschland mit VertreterInnen der Grünen Partei und des Neuen Forums aus Stendal über die Grenzen der Demonstration verständigt, die am kommenden Sonntag um 14 Uhr in Dalchau bei Stendal beginnt. Im Mittelpunkt der teilweise kontroversen Diskussion stand dabei die „Sicherheitspartnerschaft mit der Volkspolizei“, die die Demo-Veranstalter aus der DDR vereinbart haben. Die AKW -Gegner aus Stendal appellierten eindringlich an die bundesdeutschen Anti-AKW-Gruppen, es am Sonntag „bei einer bloßen Demonstration zu belassen“. „Wir wollen keinen Bauplatz, sondern die bisherige Energiepolitik angreifen und wollen verhindern, daß sich jetzt Siemens und die bundesdeutschen Atomstromkonzerne bei uns breitmachen“, beschrieb Dirk Fritsche von der Grünen Partei Stendal die Zielsetzung der Demo. Er wandte sich damit gegen Flugblätter bundesdeutscher Atomkraftgegner, auf denen schon jetzt zu einer Besetzung des nur durch einen Drahtzaun gesicherten Bauplatzes in Stendal aufgerufen wird.

Auf dem Treffen in Gedelitz akzeptierten alle anwesenden AKW-Gegner aus der BRD am Ende die Vorgaben der Stendaler Demo-Veranstalter. „Wir müssen deutlich machen, daß unser Anliegen eine Unterstützung, nicht aber eine Bevormundung der AKW-Gegner in der DDR ist“, sagte BI-Sprecher Ehmke gestern. Die Demo in Stendal richte sich auch gegen den „kalten Anschluß der DDR“, gegen den Versuch der bundesdeutschen Stromkonzerne, den AKW-Komplex Stendal zu übernehmen.

Jürgen Voges