Frauen wollen ins Museum

■ Bremer Museen: Unterseeboote, Zigarrendreher, keine Frauen / Tagung

Was gibt es nicht alles zu besichtigen: Unterseeboote und Hansekoggen im Schiffahrtsmuseum Bremerhaven. Zigarrendreher und alte Stühle im Fockemuseum. Impressionisten und Expressionisten in der Kunsthalle. Ausgestopfte Tiere und Palmen im Überseemuseum. War da noch was? Die Bremer Professorin Renate Meyer-Braun ist als Mitglied einer senatorischen Arbeitsgruppe durch Bremer Museen spaziert und hat die Frage geprüft: „Inwieweit sind die Leistungen, ist der Alltag von Frauen in den Bremer Museen präsent?“ Fündig wurde die Hochschullehrerin im Überseemuseum. Die ständige Ausstellung Afrika läßt wenig zu kritteln übrig, die Nomadin und die westafrikanische Bäuerin sind gleichberechtigt vertreten. Fündig wurde Renate

Meyer-Braun auch in der Kunsthalle: Die Malerin Paula Becker -Modersohn kommt groß raus. Zu Recht. Doch mit ihr allein sei das Museum noch lange nicht „fein raus“. Ingrid Löver vom Kunstsenator pflichtete gestern der Hochschullehrerin bei: „Die letzte Einzelausstellung einer Frau in der Kunsthalle ist Ewigkeiten her.“ Im Bremerhavener Schiffahrtsmuseum und bei den gut-bürgerlichen Fockes in Bremen-Schwachhausen konnte Meyer-Braun vom weiblichen Wirken viel weniger entdecken. In Bremerhaven vermißte sie nicht nur die Seemannsfrau und die Fischverarbeiterin, bei Fockes nicht nur die Zigarrendreherin und den Kampf für Frauenrechte. Nach ihrem Spaziergang kam Renate Meyer-Braun deshalb zu einem „niederschmetternden Er

gebnis“. Und dies, obwohl Frauen in vielen Bremer Museen in leitenden Stellungen sitzen.

Eine Tagung soll jetzt Abhilfe schaffen. Am 9. und am 10. März in der Angestelltenkammer. Berühmte Museumsmacherinnen referieren: Die Leiterin des Bonner „Frauenmuseums“, Marianne Pitzen, die Kustodin des Historischen Museums in Frankfurt, Dr. Victoria Schmidt-Linsenhoff und die Berliner Künstlerin Gisela Breitling. Statements abgeben werden der Direktor des Schiffahrtsmuseums sowie hanseatische Museumsfrauen, wie die Chefin des Focke-Museums, Dr. Rosemarie Pohl-Weber, oder die Ausstellungsleiterin der Bremer Kunsthalle, Ulrike Lehmann, oder auch die stellvertretende Direktorin des Überseemuseums, Dr. Elisabeth Kuster

Wendenburg.

Treibende Kraft hinter der Bremer Tagung sind außer Renate Meyer-Braun auch Ellen Koopmann vom Arbeitskreis „Frau und Museum“ der Gleichstellungsstelle sowie zwei Mitarbeiterinnen des Kunstsenators, darunter Dr. Heide Grape -Albers, verantwortlich für Museen im Lande Bremen. Das Ziel der Tagung formulierte Renate Meyer-Braun kurz und bündig: „die Bremer Museumslandschaft verändern. Dazu müssen Fachfrauen eingestellt werden“. Falls die Frauen und Männer, die in Bremer Museen das Sagen darüber haben, was gesammelt und aufgestellt oder an die Wände gehängt werden soll, sich als wenig einsichtsfähig erweisen, soll ein eigenes hanseatisches Frauenmuseum her.

B.D.