Keine müde Mark für Nicaragua?

■ Städtepartnerschaft Kreuzberg - San Rafael del Sur: Projekte sollen weiterhin gefördert werden

Zumindest finanziell gerät die Unterstützung für die Nicaragua-Solidaritätsgruppen und -Projekte bereits ins Stocken. Wie Nica-Brigadiere und Mitglieder des Kreuzberger „Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft“ mit San Rafael del Sur gestern zusammen mit zwei Vertretern der Befreiungsfront FSLN erklärten, sei seit dem 25. Februar ein „Spendenstopp“ zu verzeichnen.

Sie führten dies auf die unsichere politische Situation nach den Chamorro-Wahlsieg zurück und befürchten, daß der mögliche Start von Entwicklungshilfe der Bundesregierung die Spendenfreudigkeit noch weiter mindern könnte. Dies sei besonders gefährlich, weil die von den Soli-Gruppen unterstützten sozialen Projekte von der neuen rechten Regierung nur wenig Unterstützung erwarten können. Sie forderten deshalb eine Verstärkung der hiesigen Solidarität, damit die Kreuzberger Projekte in der Wasserversorgung, Schulen und Gesundheitswesen weitergeführt werden könnten.

Seit 1984 habe der Verein mehr als 500.000 Mark an finanziellen Leistungen und rund 20 Container mit Hilfsgütern im Wert von 20.000 Dollar zusammengebracht.

Die Vertreter der FSLN, Manuel Urbina und Edwin Lopez aus dem Verwaltungsdistrikt Managua, und der Kreuzberger SPD -Bezirksbürgermeister sagten, daß die seit 1986 bestehende offizielle Städtepartnerschaft weiter aufrechterhalten werde. Die Sandinisten gaben sich trotz der Niederlage in der Partnerstadt San Rafael del Sur (FSLN: 25 Prozent, Rechtskoalition UNO: 75 Prozent) optimistisch. Mit der Wahl seien die Errungenschaften der zehnjährigen sandinistischen Revolution nicht verloren. Sie seien im Bewußtsein des Volkes geblieben und in der Verfassung verankert.

Lopez und Urbina räumten zwar kommende finanzielle Schwierigkeiten der FSLN ein und sehen auch die Gefahr einer Zerstörung der sandinistischen Strukuren durch die Finanz und Personalpolitik der neuen Regierung, sagten aber, daß die FSLN die Fortsetzung aller Soli-Projekte garantiere. Alle FSLN-Gemeinderäte sollten in Zukunft auf nationaler Ebene zusammenarbeiten, um die Projekte zu sichern und den Umgang der neuen Regierung mit ihnen zu kontrollieren.

Kotte

Verein z. Förderung der Städtepartnerschaft Kreuzberg San Rafael del Sur, Telefon: 692 65 67, Konto-Nr. 4648 05 -104 Postgiro Berlin BLZ 100 100 10.