Die Bodenwäscher stehen vor dem Ruin

■ Beide Bodenwaschanlagen rutschen in die roten Zahlen / Beschäftige denken an Kündigung, Firmen ans Aufhören / Kaum noch Sanierung privater Grundstücke

Sie sind der ganze Stolz der Berliner Umwelttechnik. Vergleichbare Anlagen in Westdeutschland gibt es nicht. Trotzdem droht den beiden vom CDU-Senat vor vier Jahren stolz eingeweihten Bodenwaschanlagen jetzt das Aus. Grund: Weil keine größeren Bodensanierungen durchgeführt werden, stockt seit Januar der giftige Nachschub. Neue Aufträge für die von Privatfirmen betriebenen Anlagen sind nicht in Sicht; den Firmen drohen nach eigenen Angaben „enorme Verluste“. Dieter von Gfug, technischer Geschäftsführer der Firma afu, die eine Anlage an der Spandauer Nonnendammallee betreibt, denkt bereits über einen Abbau des Gerätes nach. „Wir können nicht monatelang nur Miese machen“, warnt er.

Bei Kemmer und Harbauer, die auf dem Pintsch-Gelände in Neukölln die zweite Bodenwäscherei betreiben, spielen manche der 20 Beschäftigten an der Anlage angeblich jetzt schon mit Kündigungsgedanken. „Das sind Spezialisten - die werden unzufrieden, wenn sie nichts zu tun haben“, heißt es. Auch von Gfug kündigt für seine zwölf Beschäftigten bereits Kurzarbeit an. Im letzten Jahr seien 40.000 Tonnen verseuchter Böden durch die Anlage gelaufen, in den ersten zwei Monaten dieses Jahres dagegen nur 1.500 Tonnen. Bis Mitte nächster Woche gebe es noch etwas zu tun, doch dann würden es „zappenduster“.

Von Gfug findet das eigentlich widersinnig; schließlich sei die Stadt übersät mit Hunderten von verseuchten Grundstücken. Die Senatsumweltverwaltung, die die Sanierungen solcher Flächen anordnen muß, bestreitet das nicht. Für eine ganze Reihe von Grundstücken hat sie den Grundstückseigentümern in letzter Zeit entsprechende Anordnungen zugestellt. Doch all diese Projekte seien nun auf Jahre hinaus „klagebefangen“, heißt es. Die betroffenen Eigentümer hätten durchweg Einspruch oder Klage gegen die kostspielige Sanierung erhoben. Jüngstes Beispiel: Ein Gelände an der Bautzener Straße in Schöneberg, das die Firma Koeppler mit Schwermetallen verseuchte. Geschäftsführer Koeppler wurde deswegen am Montag zu Haft auf Bewährung verurteilt; doch gegen die Bodensanierung wehrt sich die Firma mit Händen und Füßen.

Bisher habe man die Lücken stets mit der Säuberung öffentlicher Grundstücke stopfen können, heißt es in der Umweltverwaltung. Der akute „Engpaß“ für die Waschanlagen sei erst jetzt entstanden, weil es seit Jahresanfang nun auch auf Senatsgelände keine größeren Sanierungsprojekte mehr gebe. Per Ersatzvornahme könnte die Umweltbehörde die Reinigung privater Grundstücke beschleunigen; allerdings müßte sie dann „zwingend“ nachweisen, daß längeres Warten akute „Gefahren für die Bevölkerung“ heraufbeschwört. Auf der Suche nach Auswegen hatten Umweltverwaltung und Bauverwaltung Ende Januar vereinbart, künftig auch schwach verseuchte Böden durch die Waschanlagen laufen zu lassen. Doch glaubt man afu-Geschäftsführer von Gfug, dann sind auch diese Lieferungen nicht in Sicht: „Da kommt nüscht.“

hmt