BRD: Polen raus!

■ Sechzig aus der BRD abgeschobene polnische Staatsbürger beklagen sich bitter über bundesdeutsche Polizeipraktiken

Warschau (taz) - 60 polnische Staatsangehörige, von denen sich ein Teil in der Bundesrepublik um politisches Asyl beworben hatte, sind offensichtlich von den bundesdeutschen Behörden unter unwürdigen Umständen nach Polen abgeschoben worden. Dies berichtete am Dienstag die Warschauer Tageszeitung 'Zycie Warszawy‘ unter dem Titel „Polen raus!“

Die 60 Menschen waren mit einer Sondermaschine am Montag zwangsweise in ihre Heimat transportiert worden. Einer der Deportierten schildert in dem Beitrag, wie er morgens kurz nach sieben Uhr von der Polizei aus dem Bett geholt, zum Verhör abtransportiert und, nachdem man ihn seiner gesamten Habe beraubt hatte, auf den Frankfurter Flughafen geschafft wurde. Marek Sowka aus Katowice saß, wie er der Zeitung berichtete, 4 Tage lang im Gefängnis, bevor er abgeschoben wurde mit der Begründung, er habe sich nicht polizeilich gemeldet. Sowka: „Ich war vorher in einigen Flüchtlingslagern, vom letzten hatte ich eine schriftliche Anweisung an die Meldebehörden, die mir jedoch in mehreren Städten die Anmeldung verweigerten.“ Als er schließlich eine Stadt gefunden hatte, die ihn anmelden wollte, wurde er wenige Stunden vor Öffnung der Behörde festgenommen. Nicht einmal den Führerschein habe man ihm vor der Ausweisung zurückgegeben, so daß er völlig ohne Gepäck in Warschau ankam.

Ein anderer polnischer Bürger, der bereits drei Jahre bei Familienangehörigen mit Arbeitsgenehmigung legal lebte, wurde ebenfalls aus dem Bett heraus festgenommen und mit nur einem Koffer deportiert. Unter den Deportierten befindet sich auch ein Minderjähriger. Den Ausgewiesenen wurde nach ihrer Festnahme weder mit Angehörigen noch mit ihrem Anwalt Kontaktaufnahme gestattet.

Wie 'Zycie Warszawy‘ berichtet, beabsichtigt das polnische Rote Kreuz die Angelegenheit dem Internationalen Roten Kreuz vorzulegen.

Klaus Bachmann