Der Spaltpilz wächst

■ GAL-Konflikt verursacht Streit im Grünen-Bundesvorstand / Flügel werfen sich gegenseitig die Zerstörung der Partei vor

Bonn (taz) - Der Austritt eines großen Teils der Hamburger Bürgerschafts-Fraktion aus der GAL hat auch im Bundesvorstand der Grünen zu einem erbitterten Streit geführt. Der von der Parteilinken eingebrachte Antrag, die ausgetretenen Frauen sollten ihre Mandate zurückgeben und auch nicht in die Grüne Mutterpartei aufgenommen werden, wurde von Realos und Aufbruch zurückgewiesen, in ihrer Abwesenheit dann jedoch angenommen. Vorstandssprecher Ralf Fücks (Aufbruch) beschuldigte die mehrheitlich linke Parteiführung in Hamburg, sie habe durch eine „abseitige“ und „existenzgefährdende“ Politik die Mitgliederschaft auf ein „Restspektrum“ verengt und damit die „Abspaltung provoziert“. Es sei „Heuchelei, jetzt Spaltung zu rufen, anstatt die politische Verantwortung für die Spaltung zu übernehmen“. Die Vorstandssprecherin Ruth Hammerbacher (Reala) fügte hinzu, der Partei wäre „vieles erspart geblieben“, wenn die Spaltung früher gekommen wäre. Die linke Mehrheit sei „nicht diskussionsfähig und nicht diskussionsbereit„; Menschen mit anderer Meinung würden „fertiggemacht“.

Die dritte Vorstandssprecherin Verena Krieger warf Realos und Aufbruch daraufhin vor, sie gäben den ausgetretenen GAL -Frauen „Rückendeckung von oben“ und arbeiteten mit der „unverhohlenen Drohung“ auch der Spaltung der Gesamtpartei. Wenn Ralf Fücks die Niederlegung der Mandate zurückweise, dann verstoße er gegen „demokratische Essentials“ der Grünen. Der Vertreter des GAL-Landesvorstands, Michael Pollmann, hatte zuvor erklärt, „Mandate sind kein Privateigentum“. Die GAL trete für „totale Strömungsvielfalt“ ein; die Realos dagegen wollten die GAL mit ihrer „gnadenlosen Hetze“ spalten, weil sie zu schwach sei, den Hamburger Landesverband zu übernehmen. Der Beisitzer im Bundesvorstand, Jürgen Reents, nannte den Auslöser für den „Spaltungsversuch“ „an den Haaren herbeigezogen“. Die Eskalation entspreche „absolut nicht“ den aufgetretenen Differenzen. Er sei vielmehr Teil der gegenwärtig betriebenen „Polarisierungskampagne“ von Realos und Aufbruch.

Eine endgültige Entscheidung wurde auf kommenden Montag vertagt, nachdem die Realos und Aufbruch-Vertreter vorzeitig die Sitzung verlassen hatten.

gn