Aa beh buh - raus bist du

■ Videos zum 8. März in der Angestelltenkammer / Flaues Mädchen, isolierte Mutter

Zum 8. März läßt die Angestelltenkammer für Frauen kochen. Es gab ein dynamisches, biologisches warmes Buffet, dankeschön. Zwei Videos füllten den Abend vor und nach den Mägen: Wie Mädchen Mädchen werden und wie die Szene Mütter und Kinder ausgrenzt.

„Unbeschreiblich Weiblich“ - so schwammig wie der Titel, so abgehoben das Video der Medienwerkstatt Wien. Ortlos suchte die Kamera nach dem Mädchen - in ihr? Die anfänglichen Verknotungen weiblicher

Sommerglieder war ohne Sinn und Ziel. Einige Schnitte später klärte es sich auf. Beabsichtigt war, die Blockaden im ehemals mädchenhaften Körper zu visualisieren. Klar, vor einer roten Mauer. Gummitwist fiel mir ein, dieses Karregehüpfe in Dreisamkeit. „Sparsam, fleissig, modisch, aufrichtig, treu - so san Madln. Füa Buam Elektronik“. Eine vierzehnjährige Schminktöpfin: „A Haus, a Swimmingpool, a liebenswerter Ehemann, dös tät i mir wünschen.“ Schlechte Karten für ein straigh

tes Leben. Entsprechend sangen die alten Damen aus Praunheims Film zum Ende: „Unsere Leichen leben noch.“

Konkret wird „Die Bankrotterklärung - Mütter in der Szene“. Dokumentierende Kamerafahrten zeigen Lebensbereiche einer jungen Frau, die sich jahrelang als Mitglied der Szene begriffen hat, die in politischen Gruppen gearbeitet hat, im Häuserkampf aktiv war und im Kollektiv der wichtigsten linken Kneipe Freiburgs. In diesen Zusammenhängen beschließt sie, ihr Kind aus

zutragen. Aus dem Off erzählt sie, nachdem sie gemeinsam mit zwei anderen Müttern drei Kinderwagen hat einen Abhang runterrollen lassen, gottlob leer: „Ich hatte alles, eine WG, meine Arbeitsgruppen, meinen Job und einen Freund, der zwar nicht auf das Kind scharf war, aber auf mich. Nie hätte ich mir träumen lassen, irgendwann ihn anzuflehen, ob nicht wenigstens er mir helfen könne.“ Die enttäuschten Frauen ziehen mit ihren Kindern in ein Haus, führen mehrere ätzende Sketche vor der Szene auf und machen dieses tolle Video (Medienwerkstatt Freiburg). Es blättert viele Diskussionen auf und die Kultur der Bewegung: Plenum einer alternativen Druckerei. Um die Probleme mit dem Zeittakt einer Mutter geht es, Gleitzeit is wohl nich. Sie interviewt Szeneprotagonisten und ihr doofer Ex-Lover bringt Texte, die das Publikum aufheulen lassen. „Ich find's toll mit Kindern zu spielen, aber nur wenn ich Bock hab.“ Oder: „Ich will mein Leben nicht verpfuschen, ich will doch was erreichen“. Die Kamera geht oft auf Kindeshöhe. Zwanzig mal die Handgriffe: Windeln, Heben, Creme, Reinlegen, Brustgeben, Windeln, Hochnehmen. „Ich war weg für Euch“. Es geht um die erlebte Unfähigkeit, Mütter und Kinder zur Kenntnis zu nehmen, geschweige denn, sie in die eigenen Reihen zu integrieren. Eine Bankrotterklärung nur dieser Szene? Es fehlt der Hinweis auf Kinderfeindlichkeit und auf die politisch motivierte Weigerung, Kinder zu machen.

Aber Lina danced mit B beim Punkkonzert. Sie zerrt an den Beinen der Großen, will mit ihnen tanzen. Nackt auf dem Dach schneidet sie einer Puppe die blonden Haare ratzekurz.

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