Volevo i pantaloni - Ich wollte Hosen

■ Sizilianerin Lara Cardella über den Machismo jetzt auf deutsch / Lesung bei Orlando

Ich sollte keine Hosen tragen und meine Beine nicht sehen lassen, schreibt Lara, und man weiß nicht: Ist es autobiographisch oder romanesk? Zumindest eines aber weiß man: Es ist wirklich. Ins humanistische Gymnasium floh das Ich, weil der Vater forderte: Entweder Schule, oder du bleibst zu Hause. Und da warteten nur der Webstuhl und ein Berg Tomaten zum Einmachen. Sie hatte nicht nur keine gute Beziehung zu ihrem Vater, nein: sie hatte gar keine zu ihm. Und sie fürchtete sich vor ihm, nicht nur, weil er körperlichen Schmerz bereiten konnte.

„Ich war seine Tochter, wenn er meine Ehre verteidigen und mir eine gute Partie verschaffen mußte. Ich war nur eine Frau, und eine Frau ist bei uns gleichbedeutend mit Sorgen, bis man einen anderen Vater für sie findet, der nur zufällig und aus Konvention den Namen Ehemann erhält. Es gab eine zu hohe Mauer zwischen Frausein und Personsein; es gelang mir nicht, mich anzupassen. Ich habe versucht, meinen Lebensstil zu ändern, aber leider konnte ich nie meine Seele vergewaltigen, und das haben diejenigen, die anders dachten als ich, mir nie verziehen.“

Als „Ich wollte Hosen“ im vergangenen Jahr in Italien auf den Markt kam, war die Autorin gerade 20 Jahre alt. Lara Cardella hatte es als 19jährige geschrieben und sich damit an einem Literaturwettbewerb beteiligt. Sie gewann den ersten Preis. Das Buch schob sich gleich nach Erscheinen in den Bestsellerlisten ganz nach vorn. Eine Verfilmung ist in Arbeit. „Ich wollte Hosen“ brachte die ganze Nation durcheinander: Lara Cardella beschreibt den sizilianischen Macho und sie beschreibt die archaischen und derben Bräuche, die herben Frauenschicksale in ihrem Heimatdorf: Ihrem Vater, einem Versicherungsvertreter in Licata, blieben nach dem Erscheinen die Kunden weg; die Mutter, Stationsschwester in einem Krankenhaus, mußte sich von ihrer Stelle beurlauben lassen, die jüngere Schwester die Schule wechseln und der Bürgermeister von Licata ist mittlerweile zurückgetreten.

Mit allen Mitteln kämpft die „Heldin“ für ein einziges Ziel: endlich Hosen tragen zu dürfen. Birgitt Rambalsk

Lara Cardella „Ich wollte Hosen“, Dt. Erstausgabe, von Christel Galliani feinfühlig übersetzt: Fischer Verlag, März 1990 Lesung: Orlando, Contrescarpe 45, 27.3.1990 um 20 Uhr.