Förderung spezieller Frauen

■ Senatsdirektoren-Freundin sprengte Bwerbungsverfahren

Die Frauenförderung hat an der Hochschule Bremen einen vehementen Befürworter, den Rektor Ronald Mönch. An allen Gremien und KollegInnen vorbei schaltete sich Mönch in ein Bewerbungsverfahren für die seit Ende 1988 unbesetzte Rechtsstelle ein, stoppte das im Prinzip zugunsten eines männlichen Bewerbers entschiedene Verfahren und will nun neuausschreiben. Begründung von Mönch: Die Kommisision, der immerhin die KanzlerInnen der Hochschulen Bremen und Bremerhaven und der Hochschule für Kunst sowie der Personalrat und der frühere Stelleninhaber angehörten, habe die Qualifikation einer weiblichen Bewerberin nicht ausreichend berücksichtigt.

Daß es Mönch dabei allein allgemein um Frauenförderung ging, glaubt in dem Auswahlgremium allerdings kaum jemand. Vielmehr wird vermutet, daß Mönch sehr gezielt eine ganz bestimmte Frau fördern wollte. „Man macht sich so seine Gedanken, warum unser Vorschlag zurückgewiesen wurde“, meint Mönchs Kanzler Jürgen-Peter Henckel. Und der Personalratsvorsitzende Otto Bischoff, der angesichts der neuen Entwicklung „fast vom Stuhl“ fiel, vermutet, daß die von Mönch bevorzugte Bewerberin „von oben besondere Referenzen mitgebracht hat.“ Besser: von ganz oben. Denn die Bewerberin, das ist hochschul- und behördenbekannt, ist dem Senatsdirektor für Bildung, Wissenschaft und Kunst, Reinhard Hoffmann, besonders freundschaftlich verbunden.

Und in der Tat weist das Bewerbungsverfahren Merkwürdigkeiten auf. Nachdem die Stelle ausgeschrieben worden war, setzten die Rektoren eine Kommision ein. Die wählten aus 36 BewerberInnen acht aus, darunter zwei Frauen. Nach Papierform und Vorstellungsgespräch war sich die Kommission einig: Ein männlicher Bewerber sollte es sein, einer, der bereits in vergleichbarer Position anderswo gearbeitet hatte. Doch dann schaltete sich Rektor Mönch höchstpersönlich ein. Er war von der Hoffmann-Bekannten um ein persönliches Gespräch gebeten worden und fand die Bewerberin dann einzig überzeugend - ohne daß er mit den anderen BewerberInnen oder zumindest dem Kommissionsfavoriten gesprochen hätte. Zunächst bemühte Mönch sich, die Rektoren-Kollegen zu überzeugen. Als diese sich aber hinter die Mann-Entscheidung ihrer Kanzler stellten, startete Mönch den Alleingang und legte bei der Wissenschaftsbehörde sein Veto ein. Diese ließ sich von den Mönchs-Frauenförderplänen überzeugen und teilte der Auswahlkommission mit, daß diese gar „rechtswidrig“ gehandelt habe. Mönch, der zugibt, von den besonderen Beziehungen zwischen Senatsdirektor und Bewerberin gewußt zu haben, streitet jede Einflußnahme: „Mich interessieren die persönlichen Bindungen nicht. Es ist alles penibel und korrekt gelaufen.“ Was die Hochschule Bremerhaven noch nicht weiß: Offensichtlich unter dem Eindruck entstehender Öffentlichkeit entschloß sich Mönch, die Stelle neu auszuschreiben. Die Hochschulen in Bremen werden wohl ein weiteres Jahr ohne Justitiarin auskommen müssen.

hbk