Die „Data“ kreist überm Prenzelberg

■ Die Westberliner Abschreibungsgesellschaft „Data-Domizil“ hat die Finger gen Osten ausgestreckt - und verhandelt mit der „Kommunalen Wohnungsverwaltung (KWV) Prenzlauer Berg“ über ein Joint-venture / „Entsetzen“ bei der AL - Unwissenheit beim Bausenator

Der Prenzlauer Berg wird Opfer der Westberliner Baumafia: Die dortige KWV, die staatliche Kommunale Wohnungsverwaltung verhandelt mit der berüchtigten Westberliner Spekulantenfirma Data Domizil über die Gründung einer gemeinsamen Joint-venture-Gesellschaft nach dem zu erwartenden neuen DDR-Recht. Dies bestätigte gestern Data -Geschäftsführer Kluge. Man berate derzeit die KWV, wie sie die Haus- und Grundstücksverwaltung ihrer 85.000 Wohnungen, davon 50.000 volkseigenen, besser organisieren könne. Eine spätere Joint-venture-Gesellschaft könne die Verwaltung dann selber übernehmen. Man verhandele nicht nur mit der KWV Prenzlauer Berg, sondern auch mit der von anderen Bezirken. In einem Brief an die KWV Prenzlauer Berg vom Februar wurde Kluge konkreter: Er schlug die Gründung einer Joint-venture -GmbH vor, das Stammkapital solle 300.000 Mark betragen, das sowohl KWV wie auch Data-Domizil zur Hälfte aufbringen sollten, der Vertrag solle zehn Jahre laufen. Mit den jetzigen Mieteinnahmen sei ein kostendeckender Betrieb allerdings nicht zu erzielen: Jetzt betrage der Anteil in der Miete für die Verwaltung etwa zehn Prozent (d.h. maximal 10 Ost-Mark), der müsse auf 25 (West)Mark pro Wohnung steigen. Neben einigem „Hartwährungskapital für EDV“ will die Data, „Know-how“ in die GmbH einbringen, etwa wie die Sanierung der 40.000 kaputten Wohnungen am Prenzlauer Berg zu finanzieren sei. Dies erfordere bei 120.000 Mark pro Wohnung fünf Milliarden Mark, die durch Steuerabschreibung, öffentliche Förderung und Mieterhöhungen „vergleichbar der hiesigen Umlage von elf Prozent der Baukosten auf die Jahresmiete“ aufgebracht werden könnten, erklärte Kluge gegenüber der taz. Die jetzigen Mieten müßten sich zur Kostendeckung mindestens vervierfachen.

Schlagzeilen machte die Data-Domizil bisher dadurch, daß sie Häuser mit Wild-West-Methoden sanierte und Bauarbeiten teilweise unkorrekt abrechnete. 1988 ließ sie sechs Mieter mit Hilfe von Behörden widerrechtlich aus dem Haus Gitschiner Straße 87 räumen. Innensenator Pätzold entschuldigte sich inzwischen deshalb bei den MieterInnen. Letztes Jahr ließ die Staatsanwaltschaft die Geschäftsräume der Data in Berlin und Neumünster durchsuchen und leitete Ermittlungsverfahren wegen Steuerhinterziehung und der Beschäftigung von Schwarzarbeitern ein.

„Entsetzt“ zeigte sich demzufolge die AL davon, daß eine der „berüchtigsten Spekulantengesellschaften aus West-Berlin von der KWV Prenzlauer Berg als Partner angesehen wird“, erklärte der Abgeordnete Michaelis. Die AL warnte den Bausenator davor, weiterhin sein 25-Millionen -Instandsetzungprogramm zur „Revitalisierung alter mieterfeindlicher Strukturen“ zu verwenden. Der Bausenator solle die KWV nicht länger als Programmpartner bevorzugen. Hintergrund des AL-Ärgers ist das Gezerre hinter den Ost -Kulissen um die Verwendung der 25-Millionen-Mark-Spende des Bausenators. Die KWV verweigere den Bürgerinitiativen Unterstützung und Beratung, verhandele aber gleichzeitig mit einer Firma wie der Data, erklärte AL-Sprecher Härtig. Daß die Data-Domizil mit der KWV verhandele, habe er soeben erst zufällig erfahren, sagte Senatsvertreter Fuderholz. Nein, der Bausenator habe damit nichts zu tun. „Allein so was zu fragen, ist schon ehrenrührig“.

esch