Gift in Kopfsalat, Erdbeeren, Nieren

■ Lebensmittelüberwachung mit bedenklichen Resultaten / Jede zweite Erdbeere enthält gleich mehrere Pestizide

Berlin (taz) - Erstmals angestrengte, systematische Lebensmitteluntersuchungen des Berliner Gesundheitsamtes in allen Bundesländern haben hohe Pestizid-, Cadmium- und Nitratbelastungen ergeben. In vielen Fällen wurden die bestehenden Richtwerte für Umweltgifte locker überschritten. Vor allem Kopfsalat, Erdbeeren und Rindernieren enthielten bedenkliche Konzentrationen von gefährlichen Chemikalien.

Die Lebensmittelüberwachung soll insgesamt fünf Jahre laufen. Das BGA stellte jetzt erste Zwischenergebnisse vor, die auf 9.000 Lebensmittelproben beruhen. Diese Ergebnisse erlauben erstmals „bundesweite und repräsentative Aussagen über die Belastung von Lebensmitteln“, so die Pressemitteilung des BGA. Glaubt man diesen Resultaten, dann sieht es zunächst für den Kopfsalat böse aus.

Bei insgesamt 580 in- und ausländischen Proben wurde der Richtwert für den Nitratgehalt von 3.000 Milligramm je Kilo 161mal (!) überschritten, davon 155mal in den Wintermonaten. Konsequenzen: keine. Nicht nur Peter Weigert, der Leiter der zentralen Erfassungs- und Bewertungsstelle für Umweltchemikalien (ZEBS), denkt deshalb darüber nach, ob die Richtwerte nicht endlich zu rechtlich verbindlichen Grenzwerten erklärt werden müßten. Die Nitratbelastungen seien jedenfalls „unangenehm hoch“. Vielleicht könne die jetzt einsetzende „öffentliche Aufregung“ über diese Belastungen eine Wende herbeiführen, hofft Weigert.

Schlechte Noten auch für Erdbeeren. 82 Prozent von 948 geprüften Erdbeerproben enthielten Rückstände von Pestiziden. In mehr als der Hälfte aller Proben (50,8 Prozent) wurden bis zu sieben verschiedene Pestizide nachgewiesen. Bei 37 Proben, also bei rund drei Prozent aller Erdbeeren, wurden unerlaubte Pestizide gefunden oder eine Überschreitung der Höchstmenge festgestellt. Für das BGA ist dieser Befund „wirklich bedenklich“ (Weigert). Dies müsse Anlaß sein, auch über Verkaufsverbote nachzudenken, sagte der ZEBS-Leiter der taz.

„Erhebliche Cadmiumbelastungen“ ergab die Analyse von Rindernieren. In 38 (5 Prozent) von insgesamt 730 untersuchten Proben wurde der BGA-Richtwert von 1,0Milligramm Cadmium je Kilo überschritten. Das BGA empfiehlt deshalb allen Verbrauchern, Nieren allenfalls einmal wöchentlich zu verzehren.

Gute Nachrichten verbreitet das Berliner Amt nur für Kartoffeln. Dort lag die Cadmiumbelastung deutlich niedriger als befürchtet. Das BGA will die Untersuchungen künftig mit Hilfe von 35 Labors weiterführen. Bis April sollen dann 12.000 Lebensmittelproben untersucht worden sein und weitere Ergebnisse vorliegen.

-man