HEIDENSPASS MIT ERNST

■ Zum vierten Male heute Talk im SchwuZ

Was der nationalen TeVau-Gemeinde billig ist, soll der Berliner Schwulen-Community recht sein: am Freitagabend wird geschwätzt, geplattert, geredet, gestritten. Freitagabend ist Talkshowzeit, auch im Gemeindezentrum der Gleichgeschlechtlichen, im SchwuZ. Schon zum vierten Male wird hier heute abend ein Talk SchwuZ über die Bühne gehen, in einer Dekoration fast wie im richtigen Bildschirmleben: bequeme Sessel, ein Mikro für jeden, smarte Couchtische und Selters für die trockenen Kehlen.

Begonnen hat es im Dezember, Thema: Schwule und ihre Schwierigkeiten mit dem, was sich safer sex nennt. Im Januar waren dann zwei HIV-Infizierte und zwei Aidserkrankte zu Gast, und im Februar schließlich, gerade recht zur Berlinale, stellten DDR-Regisseur Heiner Carow und einer seiner Darsteller, Dirk Kummer, den Schwulenfilm „Coming out“ vor. Im Anschluß daran diskutierten zwei Betreuer von Aidskranken zum schwierigen Thema Selbstmord.

Heute abend nun darf ordentlich gezischelt und gebuht werden, die Bösartigkeit der Schwulen mit- und untereinander steht als Streitpunkt auf dem Sprechplan. Eingeladen dazu sind der ehemalige BRD-, jetzt DDR-Schriftsteller Roland Schernikau, der Kneipier Boris Weise, der Filmemacher, Essayist und Mitinhaber des Cafes „Anderes Ufer“ Reinhard von der Marwitz und Sängerin und Schauspielerin Zazie de Paris. Letzere ist dann auch - clopin clopant - zuständig für das, was sich beim großen Fernsehvorbild „Showblock“ nennt, die musikalische Unterhaltung zwischendurch.

„Mit dieser Veranstaltungsreihe, die vorläufig einmal im Monat bis zum Ende des Jahres projektiert ist, soll versucht werden“, so der Psychologe Klaus Tillmann, dafür Zuständiger bei der Berliner Aids-Hilfe, die mit dem Infoladen Mann-O -Meter Talk SchwuZ veranstaltet, „eine andere Form der Auseinandersetzung zu finden für Schwule im Zeichen von Aids“. Der Unterhaltungswert solle, trotz aller den Themen angemessenen Ernsthaftigkeit, nicht zu kurz kommen. „Neben den Standardthemen wie safer sex und HIV-Infektion wollen wir mit diesen Talkshows auch anderer Aspekte des schwulen Lebens in diesen Zeiten beleuchten.“

Ganz so sieht es auch der Mann, mit dessen Arbeit die schwule Schwatzbude steht und fällt. „Mir geht es darum, das öffentliche Reden über Schwule damit zu befördern“, meint SFB-Moderator Matthias Frings zu seiner Gastgeberrolle im SchwuZ-Talk. „Dafür ist die Form der Talkshow wunderbar geeignet“, so Frings weiter, denn schließlich sei die Zeit der Podiumsdiskussionen vorbei: „Das Publikum ist nicht mehr bereit, lediglich die Absonderung von Statements hinzunehmen. Außerdem macht so eine Talkshow einen Heidenspaß.“

Daß der Spaß mit der klugen Unterhaltung in Serie so erfolgreich weitergeht, wie die Besucherzahlen bislang bewiesen, dafür stehen jetzt schon einige Namen von Gästen, die für die nächsten Monate ihr Kommen zugesagt haben: Die Frau des Regiermeisters, Anne Momper, gehört dazu ebenso wie der Schriftsteller Detlev Meyer und die Berliner Bands Chinchilla Green und Plan B.

eka

Talk SchwuZ, heute abend 20 Uhr, SchwuZ, Hasenheide 54, 2. Hinterhaus, 4. Etage.