Existenzängste bei Opels Niederlassung

■ Die hiesige Firmenniederlassung soll jetzt an einen ortskundigen Händler verpachtet werden

„Alle Firmen investieren in Berlin, sogar Mercedes will am Potsdamer Platz ein Dienstleistungszentrum bauen - aber Opel will hier in Berlin Abbau betreiben“, befürchtet Erika Tank, Sachbearbeiterin bei der Adam Opel AG, Zweigniederlassung Berlin. Hintergrund ihrer Ängste sind die Pläne des Rüsselsheimer Firmenvorstandes den Betrieb an einen unabhängigen Händler zu verpachten. Bis zum 9. November plante das Unternehmen sogar, die Zweigstelle ganz zu verkaufen. Die Wende in der DDR ließ die Herren umdenken. „Es wäre unklug, den Berliner Standort jetzt aufzugeben“, erläuterte Pressereferent Kupfer, „wir suchen nach einem Partner, der sowohl den Betrieb wirtschaftlich effektiv führt, als auch die für Opel spezifischen Sozialleistungen beibehält“.

Einen Abbau der Sonderzahlungen aber befürchten die 124 Berliner Opel-Beschäftigten. Am Dienstag protestierten sie mit einer Flugblattaktion gegen jegliche Verpachtungspläne. Die neue Geschäftsstrategie halten sie für ein besonders raffiniertes Manöver von Grundstücksspekulation. Sie sind überzeugt davon, daß der Mutterkonzern General Motors das attraktive Stadtgrundstück verkaufen wird, wenn die Bodenpreise kräftig angezogen sind. Auch von einem (Interims)Pächter erwarten sie nichts Gutes, auf jeden Fall nicht die langfristige Weiterzahlung all der Opel -spezifischen Sozialleistungen, wie hauseigene Lebensversicherung, Altersversorgung etc.

Unterstützt wird die Belegschaft vom Rüsselsheimer Gesamtbetriebsrat. Anders als die Belegschaft hält der Opel -Vorstand jedoch genau mit Blick auf die neue Konjunktur die Verpachtung an einen ortskundigen Händler für notwendig. Die Belegschaftssorgen, quasi durch die Hintertür einen Sozialabbau zu betreiben, hält Pressesprecher Kupfer für ein fundamentales Mißverständnis. „Gerade weil wir diese Zusatzleistungen mit einem Sozialvertrag sichern wollen, tun wir uns mit einer Verpachtung so schwer“, erklärte er gegenüber der taz.

aku