AußenseiterInnen-betr.: In der BRD/West-Berlin lebende AusländerInnen stehen beim deutsch-deutschen Zusammenwachsen am Rande

In der BRD/West-Berlin lebende AusländerInnen stehen beim deutsch-deutschen Zusammenwachsen am Rande

Seit der Öffnung der Grenzen scheint die volle Reisefreiheit zwischen Deutschen West und Deutschen Ost erreicht: Kein Visumzwang, kein Umtauschzwang, an der Grenze reicht sogar der Personalausweis. Nach Berlin fahren und spontan einen Abstecher nach Weimar oder Naumburg machen - nichts einfacher als das.

Demgegenüber darf ein in der BRD lebender Ausländer die Transitstrecke nach West-Berlin nicht verlassen. Von dieser Regelung mitbetroffen sind mit Ausländern verheiratete Deutsche. Da ein unbürokratischer Abstecher in eine Stadt in der Nähe der Transitstrecke für Ausländer nicht möglich ist, bleiben dem Deutschen zwei Möglichkeiten: Entweder seinen Ehepartner auf der Transitstrecke zurücklassen und ihn dort zur Weiterfahrt wieder abholen oder der Ausländer beantragt an der Grenze ein Einreisevisum in die DDR mit Hotelbuchung, obwohl er am gleichen Tag nach West-Berlin weiterfährt. Ein Eintagevisum bekommt er nur, wenn er am gleichen Tag die DDR in Richtung BRD wieder verläßt. Ein weiteres Problem stellen die Grenzübergänge dar. Denn nicht jeder kann von Ausländern benutzt werden. Ähnlich in Berlin: Dort gibt es bisher nur zwei Übergänge für Ausländer: Checkpoint Charlie für die Einreise auch mit dem Auto (benutzbar auch für mit Ausländern verheiratete Deutsche) und S-Bahnhof Friedrichstraße.

Eine gemeinsame mehrtägige Reise für deutsch-ausländische Ehepaare nach Ost-Berlin bedeutet die frühzeitige Hotelbuchung von der BRD aus, obwohl der Deutsche sich in Ost-Berlin selbständig und spontan eine Unterkunft suchen kann. Von der Möglichkeit der Improvisation, die mit der Grenzöffnung im deutsch-deutschen Reiseverkehr möglich ist, sind deutsch-ausländische Ehepaare ausgeschlossen. Die Verlängerung der Ost-Berlin-Visa für Ausländer kann theoretisch und auch praktisch durch die Ausreise aus Ost -Berlin eine Minute vor Mitternacht und die Wiedereinreise eine Minute nach Mitternacht erfolgen - eine fast kabarettreife formalbürokratische Pflichtübung. Die großzügige mehrtägige Visaverlängerung (ohne Hotelnachweis) an dem einen Übergang (selbst erlebt als ausländischer Journalist) wird am anderen Übergang nicht notwendig akzeptiert. „Reisen Sie auch dort aus, wo man Ihnen das Visum verlängert hat. Wir können Sie hier nicht ausreisen lassen.“ Doch wie kann man mit dem Auto den Übergang Friedrichstraße passieren?

Fazit: Uneinheitliche Regelungen, der Formalismus und Bürokratismus kennzeichnen die derzeitige Situation an den Grenzen. In der BRD lebende Ausländer stehen beim deutsch -deutschen Zusammenwachsen am Rande.

Celal Özcan, München