Daimler will nach Ludwigsfelde

■ Kooperation zwischen dem Auto-Konzern und dem alten Daimler-LKW-Werk ist beabsichtigt / Pressekonferenz im Kempinski / Demonstratives Büro-Hochhaus am Potsdamer Platz ist in Westberliner Behörden umstritten

Der Auto-Riese aus Stuttgart, zu dessen Imperium seit einigen Monaten auch ein erheblicher Anteil an Rüstungsindustrie gehört, will beim Nutzfahrzeugbau in Ludwigsfelde einsteigen.

Welcher Art die Kooperation sein wird und mit welchen Kapitalanteilen die Stuttgarter sich an dem LKW-Werk beteiligen soll, wird am Montag auf einer Pressekonferenz im Westberliner Hotel Kempinski bekannt gegeben werden.

Daß Ludwigsfelde für Daimler „historischer Boden“ ist - bis 1945 war hier die „Daimler Benz Motorenfabrik“ - ist in den Verhandlungen angesprochen worden. Auf seine alten Besitztitel hat der Konzern aus dem Westen allerdings augenzwinkernd verzichtet. Über das Wochenende wollen die Experten beider Werke noch die Details der Kooperation aushandeln.

Daimler-Benz will auch in Westberlin seine Präsenz demonstrativ ausbauen - am Potsdamer Platz soll ein Hochhaus entstehen, auf dem an diesem symbolträchtigen Ort hoch oben in der Luft der gute Stern leuchtet. In den Räumen darunter soll die Zentrale für ein neues Dienstleistungsunternehmen entstehen. Der Baubeginn ist für 1992 vorgesehen. Im Endstadium sollen etwa 8.000 Menschen in dem Bürokomplex arbeiten.

Über das Projekt ist es aber zum Streit zwischen dem Westberliner Bausenator Nagel (SPD) und AL-Umweltsenatorin Schreyer gekommen. Grund: Schreyer will den Termin für einen vorbereitenden städtebaulichen Ideenwettbewerb verschieben, der ursprünglich schon im März ausgeschrieben werden sollte. Die AL-Politikerin will die DDR-Kommunalwahlen im Mai abwarten. Erst nach diesem Termin könnten mit der Ostberliner Seite „verbindliche Randbedingungen“ abgemacht werden. Im Regionalausschuß sei mit der DDR jetzt außerdem vereinbart worden, einen international offenen Wettbewerb auszuschreiben.

Die Stuttgarter Konzernzentrale ist über die Verzögerung bereits irritiert. Schon kursieren Gerüchte, die auch im Mercedes-Werk in Marienfelde umlaufen: Daimler könnte seine Ansiedlungspläne zurückziehen.

Die Entscheidung, den neuen Unternehmensbereich in Berlin anzusiedeln, sei konzernintern durchaus nicht unumstritten gewesen, warnt man in der Westberliner Baubehörde. In der Bundesrepublik haben in den letzten Jahren verschiedene Regionen zu spüren bekommen, was es bedeutet, sich den Interessen des Daimler-Konzerns nicht zu beugen.

kw/hmt