Schluß mit dem Abenteuerpissen

■ Gewerkschaftliche Kampfaktion für menschengerechtes Pinkeln

Nennen wir ihn Peter Peters. Und nehmen wir mal an, Peter Peters ist Busfahrer bei der Bremer Straßenbahn AG. Dann hat Peter Peters ein Problem. Und das geht so: Peters steigt frohgelaunt und gutgenährt am morgen in den Bus. Heute fährt er auf der Linie 25,

immer Gartenstadt Vahr - Findorff - Weidedamm und zurück. An der Haltestelle Dobben spürt er es zum ersten Mal: ein Zwicken im Unterbauch, nichts Alarmierendes, ein Zwicken halt. Als er das nächste Mal am Dobben vorbeikommt und sein Blick auf das Coca-Cola-Werbeplakat fällt, bemerkt er, daß aus dem Zwicken inzwischen ein durchaus beachtliches Kneifen geworden ist. Und als er sich über Findorffer Kopfsteinplaster der Endstation nähert, gehen alle inneren Alarmanlagen auf dunkelrot: Die Blase ist inzwischen so groß wie ein Basketball, was tun.

Bislang hatte Peters nur drei Möglichkeiten. Erstens scheidet schon mal aus. Zweitens ist das mit der Thermoskanne auch nicht Busfahrerlike und für innen schon gar nichts. Und drittens mag viel

leicht für Hunde angehen, aber eigentlich nicht für Busfahrer. Und doch: Bislang sah man verschämte uniformierte Männlein und Weiblein mit zusammengekniffenen Beinen in Findorffer Unterholz verschwinden und wenig später mit erleichtertem Lächeln auf den Lippen wieder auftauchen.

Als Peters gestern wieder mit schmerzverzerrtem Gesicht an der Endhaltestelle Weidedamm einlief, glaubte er zu träumen: Ein Klohaus, ein richtiges Klohaus und ganz für ihn alleine. Und davor stand ein netter Kollege von der Betriebsgruppe der Deutschen Angestellten Gewerkschaft bei der BSAG und verteilte Flugblattgedichte: Die BSAG hat anscheinend kein Geld / darum haben wir heute diese Toilette aufgestellt. Als Peters sich seufzend auf der

Brille niederließ, las er: „Wir taufen Dich auf den Namen Gemütliche Einkehr und hoffen bei der BSAG auf keine Gegenwehr.“

Obwohl: Die Gegenwehr der BSAG ist gar nicht so das Problem. Es fehlt vielmehr der Wille, auf die drängenden Probleme der BusfahrerInnen eine Antwort zu finden. Die laut DAG nur heißen kann: Schafft eins, zwei drei viele Scheißhäuser, nämlich genau sechs. Denn angenommen, Peter Peters muß morgen die Linie 40/41 steuern, dann müßte er doch wieder zum Abenteuerpissen in die Büsche, in diesem Falle die Mahndorffer. Und das ist auch nicht in Ordnung. Schließlich haben wir ja auch ein Redaktionsklo.

Verdammt, welcher Idiot hat eigentlich wieder den Schlüssel versteckt...

hbk