Wir haben die Schnauze voll!

Zum Polizeieinsatz auf der Frauendemo am 8. März  ■ K O M M E N T A R

Da konnte das Patriarchat endlich wieder richtig zuschlagen und den Frauen zeigen, wer die Macht im Staate hat. Ein- und Übergriffe von Männern und Polizei bei Frauendemos sind nicht neu, sexistische Provokationen eine Selbstverständlichkeit, körperliche Übergriffe, grobes Stoßen und Anrempeln müssen in Kauf genommen werden. Es sind taktische Einschüchterungsversuche von Männern, mit denen sie jede Frau tagtäglich konfrontieren. Frau muß sie hinnehmen oder abwehren, die Demütigung bleibt. Am Internationalen Frauentag schreien viele Frauen ihre verdrängte Wut gemeinsam heraus, zeigen, daß sie diese Übergriffe nicht widerstandslos hinzunehmen bereit sind. Sicher, der Ton von Frauen ist schärfer geworden auf dem Hintergrund der zunehmenden Deutschtümelei und Wiedervereinigungseuphorie. Das Gefühl von Ohnmacht existiert mehr denn je, angesichts der weltweit praktizierten Frauenverachtung. Die Methoden, mit denen patriarchale Machtverhältnisse zementiert werden, sind Unterdrückung, Folter und Freiheitsberaubung. Mit der Einschränkung bereits erkämpfter Rechte muß ständig gerechnet werden. Und immer wieder statuieren die Machthaber Exempel, um Frauen einzuschüchtern.

So auch am vergangenen Donnerstag, dem Kampftag von Frauen, als Polizei mit erschreckender Brutalität vorging. Immer wieder drangen Gruppen von Uniformierten in den Demonstrantinnenzug ein und griffen sich Einzelne heraus. Die Frauen versuchten erfolglos, sich gegenseitig zu schützen. Diese Gewaltaktionen sind in keiner Weise zu rechtfertigen. Trotz mehrmaliger Auffordungen, die Polizei möge sich sofort zurückziehen und die Frauen freilassen, wurde das Aufgebot noch verstärkt.

Durch die Übergriffe der Polizei wird Angst geschürt, die Frauen dazu zwingt, sich selbst an diesem Tag mit Männern auseinanderzusetzen, statt für eigene Interessen kämpfen zu können. Diese Demonstration war keine von und für Frauen, sondern wie so oft eine Machtdemonstration von Seiten des Staates. Frauen wurden massiv in ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung behindert, ihre Handlungs- und Bewegungsfreiräume einmal mehr eingegrenzt, sie wurden auf brutale Weise körperlich verletzt. Ein solches Vorgehen wird die Kraft von Frauen nicht unterdrücken. Die Wut bleibt und sie wächst mit jeder neuen Demütigung.

Gabriele Knapp