Kultur in der DDR

Kultur in der DDR: Nach Ansicht des DDR-Kulturministers Dietmar Keller ist die kulturelle Identität der DDR und ihrer Bürger in Gefahr. „Nicht korrigierbare Verluste an Lebensqualität“ seien absehbar, sagte Keller am Mittwoch bei der Begründung für einen Beschluß der DDR-Volkskammer über staatliche Pflichten zum Schutz und zur Förderung von Kultur und Kunst, dem die Abgeordneten bei zwei Enthaltungen zustimmten. Der Potsdamer Intendant Gero Hammer sprach sich dafür aus, daß es auch künftig ein Kulturministerium geben müsse. Keller sagte, ohne Kultur gebe es keine umfassende Demokratie und keine Toleranzfähigkeit. Es sei deshalb Pflicht des Staates, kulturelle Aktivitäten zu sichern.

Ost-Besucher in West-Theatern: Bereits am Dienstag hatte Keller die Eintrittskartenregelung für Ostberliner und DDR -Bürger in Westberliner Theatern als unbefriedigend bezeichnet. Er bezog sich damit auf die am Vortag von Kultursenatorin Anke Martiny in Aussicht gestellten Modalitäten, die unter anderem vorsehen, daß DDR-Bürger unmittelbar vor Veranstaltungsbeginn Karten für 25 Prozent des Eintrittspreises in D-Mark erwerben können. Dies entspreche nicht der Zusage vom Dezember, den „Zugang für DDR-Bürger zu allen Kulturveranstaltungen 1:1 in Mark der DDR zu ermöglichen“, kritisierte Keller. Dem DDR-Bürger werde nunmehr noch das Risiko eines vergeblichen Weges aufgebürdet. Außerdem werde er praktisch auf weniger gefragte Häuser verwiesen. Dies sei keine wesentliche Änderung zu der Anfang Januar vom Senat getroffenen und von vielen kritisierten Festlegung, die „den faktischen Ausschluß der DDR-Bürger vom Westberliner Kulturleben“ bedeute.

Forschung über Stalin-Verfolgte: Ein deutsch-sowjetisches Projekt zur Erforschung des Schicksals von durch Stalin verfolgten deutschen Emigranten in der Sowjetunion hat der Mannheimer Politikwissenschaftler Prof. Hermann Weber in Moskau vereinbart. Weber erläuterte am Dienstag, während der NS-Diktatur seien viele deutsche Kommunisten in die Sowjetunion emigiriert, deren Schicksal sei oft bis heute nicht aufgeklärt. Zahlreiche Akten über die sowjetische Auslieferung von Emigranten an Deutschland im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes befänden sich noch beim KGB und seien bisher nicht zugänglich.