DSU-Chef Wilhelm Ebeling: Meine Kritiker sind Sozis und lügen

DSU-Vorsitzender wiederholt seine Version der Leipziger Verhältnisse und geht zum Gegenangriff über  ■  Von Brigitte Fehrle

„Pfarrer Führer hat in aller Öffentlichkeit gelogen.“ Mit diesem Gegenangriff antwortete der Vorsitzende der Deutschen Sozialen Union (DSU), der Leipziger Pfarrer Wilhelm Ebeling. In einer ZDF-Sendung hatte Führer, Pfarrer der Nikolaikirche gesagt, was in Leipzig jeder weiß: daß die Türen von Ebelings Thomaskirche bis zum 9.Oktober für oppositionelle Gruppen und für das traditionelle Friedensgebet am Montag abend geschlossen blieben. Eine Absprache zwischen den Leipziger Pfarrern, nur die Nikolaikirche zu öffnen, wie Ebeling es darstelle, habe es nicht gegeben, meinte Führer. Erst auf Druck der Pfarrerskonferenz und des Bischofs sei Ebeling bereit gewesen, am Abend der Demonstration seine Kirche zu öffnen.

Genau anders herum sei es gewesen, rechtfertigte sich Ebeling gestern gegenüber der taz. „Pfarrer Führer hat gelogen, das muß ich hier mal mit aller Deutlichkeit sagen.“ Die Absprache zwischen den Pfarrern habe es gegeben. Deshalb habe er in der Thomaskirche kein Friedensgebet abgehalten. Erst am 3.Oktober habe sich dann der Kirchenvorstand der Nikolaikirche an ihn gewandt, mit der Bitte, die Kirche am Montag, den 9. Oktober zu öffnen. Auf der Pfarrerskonferenz sei er es gewesen, der den Antrag gestellt habe, alle Kirchen zu öffnen, erklärte Ebeling. „Ich führe es auf meine Initiative zurück, daß am Abend der Demonstration sechs Stadtkirchen offen waren“, sagt Ebeling und fragt „alle linken Pfarrer“, warum nur sechs Stadtkirchen offen waren und warum sie ihre Kirchen nicht geöffnet hätten.

Für den DSU Vorsitzenden Ebeling verbirgt sich hinter den Vorwürfen seiner Pfarrerskollegen eine gezielte Wahlkampagne der SPD gegen seine Partei. „Es gibt eine Menge Pfarrer, die in der SPD sind. Die drei, die in der ZDF-Sendung gesprochen haben, sind alle Mitglieder.“ Einen Pfarrer anzugreifen, der 14 Jahre an der Thomaskirche sei, meint Ebeling, „da sollte man sich mal überlegen, was man da tut“. Als Anwalt in eigner Sache meinte Ebeling weiter: „Es wird doch kein Pfarrer an eine solch traditionsreiche Kirche berufen, der nicht integer ist.“

Ebeling stellt sich als einer dar, der hinter den Kulissen die friedliche Revolution unterstützt hat. Er sei der einzige Pfarrer gewesen, sagt er, der vor der Demonstration zu den Kampfgruppen gegangen sei, um sie aufzufordern, die Waffen zu Hause zu lassen. „Das war damals auch gefährlich. Ich kenne keinen anderen, der das getan hat.“