Spitze auf Abstiegsnieveau

■ Nach dem 1:2 in Karlsruhe: Werder näher am Abstiegs als am Uefa-Cup-Platz

Wenn es mal so richtig dreckig geht, hilft bisweilen ein kleiner Trick. Auf ins Kaufhaus, Hemd und Hose neu erstanden, und schon geht es wieder besser. Auf einen ähnlichen Effekt muß Werder-Trainer Otto Rehhagel gehofft haben, als er seine Kicker in knallroten Trikots in die Karlsruher Wildpark-Arena schickte. Genutzt hat es nichts: Am Ende des Spiels hätten die Werderaner allen Grund gehabt, die rote Kleidung durch Schamröte im Gesicht zu ergänzen: Zum dritten Mal hintereinander zeigten die Bremer in einem Bundesligaspiel, daß sie im Moment gerade noch unteres Abstiegs-Kandidaten-Niveau erreichen. Nach dem 0:4 beim Abstiegskandidaten Mönchengladbach, einem 0:0 im Weser -Stadion gegen den Tabellenletzten Homburg jetzt ein 1:2 gegen Kellerkind Karlsruhe. Folge: Mit 1:5 Punkten nach Ende der Winterpause bewegen sich die Bremer in rasantem

Tempo auf die hinteren Ränge zu. Bereits sechs Punkte liegt Werder inzwischen hinter einem Uefa-Cup-Rang, bis zum abstiegsbedrohten 16. Platz dagegen sind es nur noch fünf Pünktchen. In der Tabelle haben inzwischen die Betonkicker von Waldhof Mannheim die von europäischer Spitze träumenden Bremer hinter sich gelassen.

In Karlsruhe zeigten die Bremer erneut, daß sie der Bundesliga-Alltag im Moment langweilt. Das Mittelfeld ohne den verletzten Hermann und den abgewanderten Meier besteht zur Zeit nur aus handwerklich soliden Dauerläufern. Und wenn die dann auch noch das Laufen weitgehend ein

stellen, können auch die von italienischen bzw. englischen Klubs umworbenen Riedle und Rufer nichts Gefährliches mehr mit Bein oder Kopf anstellen. Und wenn selbst der vom lieben Gott inspirierte und von Rehhagel zum Weltklassefußballer hochgelobte Rune Bratseth kaum mehr zustandbringt als ein klares, aber dennoch anerkanntes Abseitstor, dann fällt es kaum noch ins Gewicht, wenn Ersatztorwart Jürgen Rollmann den Karlsruhern das Toreschießen leichtmacht.

Bleibt den vom Alltagstrott frustierten Bremern nur die Hoffnung, sich in den Pokalwettbewerben schadlos zu halten. Und obwohl die Bundesliga-Leistun

gen so schlecht sind wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr, die Chancen weiterhin im internationalen Geschäft zu bleiben sind um so besser. Nach dem 4:1 in Lüttich sind die Bremer bereits zu 99,9 Prozent Uefa-Cup-Halbfibalist, und auch die Teilnahme am bundesdeutsche Pokalendspiel ist kaum mehr zu verhindern, es sei denn, Werder schafft das Kunststück, in Bremen das Halbfinale gegen die Eintracht aus Braunschweig zu verlieren. hb

Karlsruher SC gegen Werder Bremen: 2:1.

Tore: 37. Min.: 1:0 Herrmann. 54. Min.: 2:0 Bogdan. 78. Min.: 2:1 Bratseth. Zuschauer: 20.000