Strafanzeige gegen Coop und Ratio

■ Früchteboykott: Mit Samba gegen Apartheid

Druck kriegen erneut die Händler der Obst-Marken Cape, Outspan, Karoo und Koo-Konserven, diesmal von evangelischen Gruppen und den nimmermüden Frauen gegen Apartheid. Die 60 Leute, die am Nieselsamstag um 11.00 Uhr mit Samba, Transparenten, Bauch-Tafeln und Flugblättern bei Karstadt erschienen, wollten mit dieser Aktion die Erinnerung der Samstags-EinkäuferInnen ein wenig auffrischen. „Unsere Aktion soll darauf hinweisen, daß sich auch nach Mandelas Freilassung die Verhältnisse um Null gebessert haben,“ sagt eine. Eine andere: „Nach wie vor gibt es keine verbindliche Erklärung, daß die Zwangsumsiedlung in den Homelands eingestellt wird und daß die Menschen ihr enteignetes Land zurückbekommen.“

Ein wesentlicher Exportartikel sind für Südafrika die Früchte. Weil die Exporteure und Händler um die kritische Haltung vieler Konsumenten wissen, verschleiern sie die Herkunft. Das kaum bekannte Kürzel RSA für Südafrika soll Aufschluß über die Herkunft des Obstes geben. Bisweilen wird gar falsch deklariert, werden Januar-Trauben plötzlich zu italienischer Ware. Dagegen

setzen die Anti-Apartheid-De monstranten mit Megaphon und einer gelben Bettuchschlange ein „Boykottiert Früchte aus Südafrika“ und ernten bei den Karstadt-KundInnen Zustimmung, aber auch heftige Ablehnung. Sagt eine Kundin: „Die sollen lieber demonstrieren, welche Not jetzt in Deutschland ist, mit den ganzen Übersiedlern.“ Und auch die Samba-Musik, die durch die Karstadt-Hallen schallt, geht heftig am Geschmack vieler vorbei: „Die sollen in den Urwald gehen, mit ihrer Musik.“ Und ein Bademantelverkäufer findet die Aktion unüberlegt: „Wenn die ihr Obst nicht verkauft bekommen, müssen sie ja erst recht verhungern.“ Trotz all der Ablehnung: Ein 17jähriger Mitdemonstrant läßt sich, wie die anderen, nicht entmutigen: „Engagieren ist wichtig für mich. Das ist zwar nicht mehr in, aber was soll's.“

Die Anti-Apartheids-AktivistInnen wollen juristisch gegen Falschdeklarierer vorgehen. Sie haben bei Inspektionen in Bremer Geschäften in 13 von 58 Geschäften eine korrekte Ausschilderung festgestellt. Gegen Coop und Ratio sollen deshalb Strafanzeigen gestellt werden.

gürt