Fürsorgepflicht-betr.: ErzieherInnenstreik in Berlin-West

betr.: ErzieherInnenstreik in Berlin-West

Kinder erleiden in unserer Gesellschaft und insbesondere in Ballungszentren wie Berlin die Folgen von Wohnungsnot, von Arbeitslosigkeit, von Partnerkonflikten und Trennungen, von interkulturellen Konflikten und verfehlter Politik, die an ihren Interessen und Bedürfnissen vorbeigeht.

Als analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten lernen wir in unseren Praxen, in Erziehungsberatungsstellen und in Heimen die Ängste, Orientierungslosigkeit, Verletztheit und die neurotischen Konflikte einer immer größer werdenden Anzahl von Kindern in Berlin kennen. Auffallend ist eine Zunahme der Anzahl sogenannter früh gestörter Kinder, das heißt Kinder mit erheblichen Entwicklungsbeeinträchtigungen im ersten Lebensjahr, die bereits in Kindertagesstätten und Vorschulen große Verhaltensauffälligkeiten zeigen.

Vor diesem Hintergrund verfolgen wir die seit acht Wochen andauernden Tarifauseinandersetzungen zwischen Senat und streikenden ErzieherInnen mit großer Sorge und wachsendem Unverständnis, dient doch dieser Streik ausschließlich dazu, Kindern die notwendigen besseren pädagogischen Starthilfen für ihre Persönlichkeitsentwicklung bereitzustellen, die ihnen vorenthalten werden beziehungsweise die durch aktuell bevorstehende gesellschaftliche Veränderungen in Frage gestellt werden können.

Nicht nur aufgrund seiner Fürsorgepflicht als Dienstherr gegenüber den arg belasteten und überforderten ErzieherInnen, sondern unter anderem aus seiner Verantwortung für das Wohl der den Kitas (und damit dem Staat) anvertrauten Kinder sehen wir den Senat in der Pflicht, umgehend Tarifverhandlungen zur Verbesserung der Situation in den Kindertagesstätten aufzunehmen.

G.Molitor, Regionalgruppe Berlin VAKJP