Schöneicher Deponiearbeiter streikten

■ VEB Deponie Potsdam verhandelt mit Westfirmen / Intrac schon halbprivat

Keine Anwohnerblockade, sondern ein Streik der Deponiearbeiter war diesmal schuld: 40 Mülltransporter der BSR - die gesamte Frühschicht - stauten sich gestern früh vor den Toren der Deponie Schöneiche in der DDR. Der Protest der Arbeiter richtete sich nicht gegen den Senat, sondern gegen ihren Arbeitgeber, den VEB Deponie Potsdam. Gerüchte über Verhandlungen des VEB mit westdeutschen Firmen hatten die Arbeiter mißtrauisch gemacht.

Erst nachdem die Betriebsleitung für die nächste Woche ein Gespräch zusagte, beendete die Belegschaft den etwa vierstündigen Ausstand. Gespräche des VEB „mit verschiedenen Firmen“ wurden von Deponiesprecher Günther Moegelin gestern auf taz-Anfrage bestätigt. Die „Angst um die Arbeitsplätze“ sei aber unbegründet. Vorerst sei lediglich an die Neugründung einer GmbH gedacht, die die „ingenieurtechnische Leistungen“ des Betriebes zu vermarkten habe. Gerade der Erhalt der Arbeitsplätze sei das Ziel der Deponiedirektion, versicherte Moegelin. Diese marktwirtschaftlichen Bemühungen hätten „ein paar Leute“ leider „in den falschen Hals gekriegt“, klagte der Sprecher.

Kritik an den Plänen des VEB Deponie, die fast ausschließlich mit der Beseitigung Westberliner Mülls beschäftigt ist, kam gestern allerdings auch von der Berliner Stadtreinigung (BSR) und von Betriebssenator Wagner. Der Senator äußerte „Verständnis“ für den Streik und warnte den VEB vor „voreiligen Festlegungen“. Er habe „ein bißchen Furcht vor Abhängigkeiten“, wenn private Unternehmer die Deponien in die Hand bekommen, sagte BSR-Chef Fischer der taz. Die BSR habe dem VEB wochenlang vergeblich Gespräche über eine Kooperation angeboten und erst jetzt eine Einladung bekommen, klagte Fischer.

Nach seinen Informationen hat der VEB bereits einen zum Einstieg entschlossenen Partner gefunden - eine Firma mit zweifelhaftem Ruf: Die Bad Schwartauer HBK, die schon seit zehn Jahren in Zusammenarbeit mit der Ostberliner Handelsgesellschaft Intrac in Westdeutschland und Europa Müllfuhren für DDR-Deponien akquiriert. Die Intrac wiederum, die seit jeher für die geschäftliche Abwicklung der Westberliner Müllexporte in die DDR zuständig ist, hat ihre Teilprivatisierung nach taz-Informationen schon hinter sich: Die für den Müll und die Stromtrasse zuständige Abteilung von Vizegeneraldirektor Eberhard Seidel hat sich jetzt als AWUS GmbH neugegründet. Gesellschafter sind die Intrac - und Seidel persönlich.

hmt