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Kolumbiens Liberale bleiben an der Macht

■ Ex-Kommandant der M-19 erzielte Achtungserfolg in Bogota

Bogota (taz/afp) - Bei den Parlaments- und Gemeinderatswahlen, die am Sonntag in Kolumbien abgehalten wurden, scheint die regierende Liberale Partei nach den bisher ausgezählten Stimmen ihre Mehrheit behaupten zu können. Nach den Hochrechnungen erhalten die Liberalen im künftigen Senat 62 Sitze und die Konservativen 41. Die linke Union Patriotica (UP) und die zur Partei umfunktionierte ehemalige Guerillabewegung M-19 werden jeweils einen Abgeordneten stellen.

Bürgermeister der Stadt Bogota wurde wie erwartet der liberale Einheitskandidat Juan Martin Caicedo. Allerdings erzielte einer seiner Kontrahenten, Carlos Pizarro Leongomez, der bis Freitag noch Kommandant der M-19 war, mit 8 Prozent ein für Kolumbiens Linke außerordentlich hohes Ergebnis. Sein ehemaliger Gefährte im bewaffneten Kampf, Rosemberg Pabon, wurde Bürgermeister der Industriesiedlung Yumbo im Westen des Landes. Dagegen mußte die UP bei den Kommunalwahlen leichte Verluste hinnehmen: In der Provinz Antoquia verlor sie drei Bürgermeisterämter, eines davon in der Kleinstadt Segovia. Dort hatte es ihr Ortsverband wegen anhaltender Drohungen rechtsradikaler Todesschwadronen vorgezogen, nicht an den Wahlen teilzunehmen.

Bei der gleichzeitig mit den Wahlen abgehaltenen Vorabstimmung, in der sich die 14 Millionen stimmberechtigter KolumbianerInnen für einen der sechs Kandidaten der liberalen Partei für die Präsidentschaftswahlen am 27. Mai entscheiden sollten, gab es eine Überraschung: Trotz massiven Stimmenkaufs kam Hernando Duran Dussan, Kandidat der in Kolumbien den Urnengang kontrollierenden Wahlbarone, mit 15 Prozent nur auf Platz drei. Der ehemalige Finanz- und Innenminister Cesar Gaviria Trujillo ließ auch Senator Ernesto Samper (18 Prozent) weit hinter sich und errang mit über 50 Prozent der Stimmen einen unerwartet hohen Sieg. Der 42jährige scheint offenbar von dem Charisma des liberalen Reformers Luis Carlos Galan zu profitieren, der im August vergangenen Jahrs von der Drogenmafia ermordet wurde und als dessen politischer Nachfolger Gaviria auftritt. Es dürfte Gaviria nun nicht schwerfallen, am 24. März vom Parteitag der Liberalen zum offiziellen Kandidaten gekürt zu werden und im Mai die Präsidentschaftswahlen gegen den Kontrahenten der Sozialkonservativen Partei, Rodrigo Lloreda Caicedo, zu gewinnen.

ck

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