Rasende Radler

Kartenhaie im Gelben Trikot: „Der Ausreißer“  ■  WIR LASSEN SPIELEN

Fahrradfahren liegt im Trend der Zeit. Die Modelle werden immer aufwendiger, kostspieliger und immer öfters geklaut. Mittlerweile werde ich nur noch mitleidig belächelt, wenn ich mich mit meinem rostigen Zweirad ohne Gangschaltung noch auf die Straße wage und irgendwelche bekloppten Radler mit Affenzahn an mir vorbeizischen, um zu beweisen, wie hervorragend sie mit dem Autoverkehr mithalten können. Oeko ist Trumpf, der Geist fehlt.

Ob Fahrradrennspiele ebenfalls im Trend der Zeit liegen, wird der Spielehersteller F.X. Schmid am Verkaufs- oder Verklautempo seines Kartenspieles Der Ausreißer feststellen können. Jedenfalls spielt sich dieses Spiel rasant. Eine hervorragende Rennsimulation, die Glück, taktisches Geschick und Kräfteeinteilung verlangt. Die Regeln sind knapp gehalten und verständlich abgefaßt. Stammtisch-Thuraus brauchen nur die Karten zu mischen, zu geben und die Getränke zu bestellen; schon kann der Startschuß fallen.

In dem dicken Kartenpack stecken comic-bebilderte Geschwindigkeitskarten mit Werten zwischen 39 (leichtes Anfahren) und 50 (rasanter Sprint) Kilometern pro Stunde. Hinzu kommen noch ein paar Sonderkarten wie Steigung, Gegenwind und Spurt, die den Rennverlauf abwechslungsreicher gestalten. Der erste Träger des Gelben Trikots wird beim Prolog - schnellster Ex-Trinker des ersten Halben ermittelt. Er bekommt einen hölzernen gelben Führungschip und darf eine seiner sieben Karten ausspielen, um damit das Tempo vorzugeben. Die anderen haben jetzt die Möglichkeit, das Tempo zu halten oder im Windschatten (ein bis zwei km/h langsamer) hinterherzufahren.

Legt ein Radler eine Karte mit höherer Geschwindigkeit als der Spitzenreiter, übernimmt er das Gelbe Trikot und die nachfolgenden müssen sich an seinem Tempo orientieren. Überholt niemand den Führenden, bestimmt er nach einer Runde die neue Geschwindigkeit.

Legt ein Spieler eine Karte deren Tempo drei und mehr km/h langsamer ist, fällt er zurück und bekommt dafür Geschwindigkeitschips, die den Minutenabstand zum Führenden bezeichnen (pro Minute fünf Pfennig Strafgeld). Um wieder Anschluß zu finden und die Plastikchips wieder abzustrampeln, muß er nun eine wilde Aufholjagd beginnen und ständig höhere Geschwindigkeiten als der Führende fahren, was mächtig auf die Puste geht. Sieger ist der Träger des Gelben Trikots, nachdem die letzte Karte ausgespielt wurde.

PS. Auch für Radfahrer gibt es Promillegrenzen.

Peter Huth

Spielographie: Der Ausreißer, F. X. Schmid, 2-6 Personen ab 8 Jahren, ca. 15 DM