Reise um die Welt auf 80 Trommeln

■ Reinhard Flatischlers „Megadrums“ / Meister aus Japankubaghanaustria

Die bei Konzerten unvermeid lichen WackelpeterInnen, die sich auf jeden Groove stürzen und sofort ekstatisch zu tanzen anfangen, so daß man in ihrer Nähe um sein Leben fürchten muß, hatten es diesmal schwer; denn die Rhythmen der acht Musiker aus fünf Ländern waren meist so kompliziert und fein verästelt, daß ihnen mit den geläufigen Discobewegungen einfach nicht beizukommen war. Das war eher Rhythmus für Feinhörer, den man sich in den Ohren zergehen lassen mußte, und so wurde auf der Bühne mehr getanzt als im Publikum.

Talking Drum

Reinhard Flatischler spielte sich zum Glück nicht als der „Megadrummer“ auf, der die Exoten für sich knüppeln ließ, sondern hielt sich fast unauffällig im Hintergrund und arrangierte durch seine Kompositionen und Regie die Beiträge der einzelnen Musiker so, daß sie viel Freiraum erhiel

ten, um die Instrumente und Spielweise aus ihrer Kultur zu präsentieren. Danach dann die Synthese entweder in Zwiegesprächen, wie etwa zwischen dem Kubaner Milton Cardona auf den Congas und der „Talking Drum“ von Aja Addy aus Ghana; oder als Schluß-und Höhepunkte die beiden Sets, bei denen alle miteinander spielten und die asiatischen, afrikanischen und lateinamerikanischen Rhythmen ineinander verschmolzen.

Dazu blies der Saxophonist Wolfgang Puschnig als einziger Melodiker noch ein wenig vom Pfeffer des modernen Jazz in die Kompositionen, die mit „Worldcomparsa“ und „Worldlanguage Rhythm“ programmatisch, aber passend betitelt waren.

So unterschiedlich, wie die Musiker spielten, bewegten sie sich auch auf der Bühne: mit rituellen, fast martialisch anmutenden Gesten schlug der Japaner Leonard Mitsutada Eto auf der großen, fassförmigen Miya-Dai

ko-Trommel.

Aja Addy sprach dagegen nicht nur mit seiner „Talking -Drum“, er tanzte dazu auch ausgelassen über die Bühne, während bei Milton Cardona aus jeder Schnurbartspitze der coole Latino aus der New Yorker Salsaszene herausgrinste.

Sambuktrommeln

Heidrun Hoffmann tanzte mit ihren Gongs eigentlich mehr, als daß sie sie anschlug, und zusammen mit Flatischler spielte sie einen perfekt synchronisierten Pas de deux an den koreanischen Sambuktrommeln.

Am Schluß des Konzertes klatschte das Publikum plötzlich einen überraschend komplizierten Rhythmus, und die Musiker tanzten dazu auf der Bühne. Für Flatischler, der mit seinen Workshops und Büchern ja auch ein Pädagoge ist, muß das eine schöne Bestätigung gewesen sein.

Willy Taub