Park & Ride: Lemke tritt Flucht nach vorn an

■ Werder-Eintrittskarte soll teurer und Fahrschein werden

Im Fußball ist bloßes „Mauern“ out, „forechecking“ heißt das neue Zauberwort, um auf fremden Plätzen Punkte zu sammeln. Den Unterschied hat Werder-Manager Willy Lemke sich vermutlich noch einmal von Otto Rehhagel erklären lassen, ehe er am Montag abend - beim Stadtteilbeirat Östliche Vorstadt auflief, um seine Position zum Park & Ride bei Werderspielen zu verteidigen.

In der Sache steht Aussage gegen Aussage. Für Sportsenator Kröning ist klar: Werder hat sich verpflichtet, den samstäglichen Bus-Pendel-Verkehr zwischen Hemelinger Hafen und Weserstadion zur Hälfte zu bezahlen und so einen Beitrag zur Entlastung der Wohnstraßen zu leisten. Im Gegenzug hat Bremen ganz tief ins Steuersäckel gegriffen und baut Werder für 28 Millionen eine neue Südtribüne. Lemke mochte sich an derartige Absprachen allerdings auch am Montag abend vor den versammelten Beiräten partout nicht erinnern: „Eine solche Vereinbarung existiert

nicht.“

Klar ist für Lemke nur: Der bisherige P&R-Service ist schlicht „betriebswirtschaftlicher Unfug“. 18,98 Mark, rechnete Lemke den Beiräten vor, hat im letzten Jahr jeder PKW gekostet, der im Hemelinger Hafen statt am Weserstadion abgestellt wurde. Macht pro P&R-Benutzerkopf 8,41. Lemke: „Das sind alles andere als spaßige Größenordnungen“. Und vollmundig: „Das krieg ich viel billiger hin“. Lemkes Idee für die geordnete Flucht nach vorn: Alle Werder -Eintrittskarten werden 50 Pfennig teurer, gelten dafür aber vor und nach allen Fußballspielen gleichzeitig als Fahrschein für alle Bremer Verkehrmittel. Ganz umsonst will Schlitzohr Lemke seine neue Idee allerdings nicht umsetzen. Vielsagend deutete er den Beiräten „acht Hängepartien“ in Werder-Verhandlungen mit Sportsenator Kröning an und seine Hoffnung auf eine „Gesamtlösung in beiderseitigem Interesse“.

Nach dem einseitigen P&R-Rückzieher ist Krönings Bedarf an Werder-Deals allerdings vorerst gedeckt. Kröning gestern: „Ehe der SV Werder nicht den fest versprochenen Beitrag zur Finanzierung des P&R-Service leistet, rede ich nicht mehr mit Lemke. Wenn Lemke dafür jetzt neue Bedingungen stellt, ist das unakzeptabel.“

Ohne seine Beteiligung fand deshalb gestern auch eine erste Verhandlungsrunde zwischen BSAG und Werder statt. Ergebnis: Zumindest bei den nächsten beiden Spielen gegen Köln und Lüttich sollen BSAG-Busse die Fans wieder zum Stadion bringen. Jeweils 3.750 Mark will Werder sich das kosten lassen. Langfristig soll es dan kostendeckend gehen. Schützenhilfe will dabei Innensenator Sakuth für seinen Lemke-geschädigten Kollegen Kröning leisten.

K.S.