Krieg um die Einschaltquoten

■ Die „Krieg der Sterne„-Trilogie, 1.Teil heute um 21.00 Uhr auf Sat1

Als der erste Teil der Star-Wars-Trilogie 1977 auch bei uns auf der Leinwand zu sehen war, jaulte fast die gesamte Gilde der deutschen Filmkritiker schmerzgepeinigt auf. Anstatt den Film so zu nehmen, wie er gedacht war, nämlich als pure Unterhaltung, wetzten sie ihre Tranchiermesser und analysierten ihn gnadenlos. Da fand einer angeblich eine Szene, „die Leni Riefenstahls faschistischem Reichspropagandafilm Triumph des Willens nachempfunden“ war. Andere fanden ihn einfach nur „geschmacklos“, und der Filmkritiker-Papst Hans C. Blumenberg sah schon den Untergang des Abendlandes nahen: „Wenn dieser Film ein Vorbote des Kinos der Zukunft sein sollte, dann muß man Angst haben um die Zukunft des Kinos“ ('Die Zeit‘, 10.Februar 1978).

Ich halte das alles für ausgemachten Blödsinn. Die Star -Wars-Filme sind Märchen, („Vor langer Zeit in einer Galaxis weit, weit entfernt...“) mit einer richtigen Prinzessin, einem Prinzen, einem echten Haudegen und treuem Freund, einem alten Zauberer, einem bösen, bösen König, ein paar Drachen und jeder Menge anderer Fabelwesen. Filme für Kinder also und für Erwachsene, die noch nicht verlernt haben, zu sehen und zu staunen wie Kinder. Für Menschen, die die Märchen ihrer Kindheit längst vergessen haben, die nur noch rationell und analytisch denken können, sind die Filme zwangsläufig langweilig.

George Lucas, der von sich behauptet, daß wenn er nicht Regisseur, dann „wahrscheinlich Maler oder Spielzeugmacher“ geworden wäre, ging die ganze Sache selbst wie ein Kind an: „Ich wollte den Film machen, den ich schon immer gern sehen wollte und den einfach noch niemand gedreht hatte.“ Und warum unbedingt der Weltraum? Ganz einfach „aus romantischen Gründen, weil der Weltraum aufregend und faszinierend ist“. Zusätzlich wollte er aber auch dem unter Beschuß geratenen Raumfahrtprogramm der USA neuen Auftrieb geben.

Der Film sollte in erster Linie ein visuelles Erlebnis werden. Stanley Kubrick hatte mit 2001 neue Maßstäbe des Effektfilms gesetzt, und auch Lucas sah sich gezwungen, die simple Geschichte seines Weltraummärchens mit einem Maximum an Spezialeffekten aufzublasen. So war es denn auch die Form, die Star Wars berühmt machte, und nicht der Inhalt. Eigentlich sollte Douglas Trumball, der den psychedelischen Lichtkorridor von 2001 entworfen hatte, für die Trickgestaltung verpflichtet werden. Aber der hatte die Nase voll von Weltraumfilmen. So schnappte man sich einen seiner engsten Mitarbeiter, John Dykstra.

Dykstra und ein von ihm zusammengesuchtes Team junger Trickleute entwickelten eine computergesteuerte Motion -Control-Kameraeinheit, die in der Lage war, Flugbewegungen von Raumschiffmodellen zu simulieren, und ihre Bewegungen und Schwenks zum Zwecke von Mehrfachbelichtungen und Trickkombinationen exakt wiederholen konnte. Das war die Geburtsstunde eines der inzwischen berühmtesten amerikanischen Trickstudios, der Industrial Light & Magic Corporation, der Lucasfilm-Gesellschaft.

Die revolutionäre Tricktechnik und das populäre Erzählmuster des Comic strip machten Star Wars denn auch zu einem der größten Kassenerfolge der gesamten Filmgeschichte. Schon nach einer Woche hatte der Film 134 Millionen Dollar eingespielt.

Nun wird also dieser Augenschmaus, den man eigentlich nur auf einer riesigen Leinwand richtig genießen kann, auf der Mattscheibe, von Reklame-Einblendungen unterbrochen, verbraten. Sat1, der Privatsender, der sich schon die Erstausstrahlungsrechte der Kino-Hits Ghostbusters und Beverly Hills Cop krallte, hatte wieder einmal das dickste Portemonnaie. Über den Darth Vader des Medienhandels, Leo Kirch, der eine 19,6-Prozent-Beteiligung an Sat1 besitzt, verschafften sie sich auch die Sternen -Trilogie und gewinnen damit wahrscheinlich wieder einmal eine Schlacht im Krieg um die Einschaltquoten. Da hilft es auch nichts mehr, wenn man den kleinen, schrumpeligen Philosophen Joda aus dem zweiten Teil des Weltraummärchens zitiert. Der Gnom ist leicht entsetzt, als der junge Luke Skywalker die Bitte äußert, von ihm ausgebildet zu werden, damit er „ein großer Krieger“ wird. „Kriege“, sagt Joda und schüttelt den Kopf, „Kriege haben noch niemanden groß gemacht.“

Karl Wegmann

Sat1 sendet die Star-Wars-Trilogie an den drei letzten Donnerstagen im März, jeweils um 21 Uhr: heute: „Krieg der Sterne; 22.3.: „Das Imperium schlägt zurück„; 29.3.: „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“