Aus Zwei plus Vier soll Fünf werden

■ Erste Runde der Sechser-Gespräche zur Vorbereitung der deutschen Einheit in Bonn eröffnet / Polen geht davon aus, an allen Fragen, die Polen betreffen, gleichberechtigt beteiligt zu sein

Bonn (afp) - Im Weltsaal des Bonner Auswärtigen Amts begann am Mittwoch das erste „Zwei-plus-Vier„-Treffen der beiden deutschen Staaten mit den vier Siegermächten über die äußeren Aspekte der deutschen Einigung. Am symbolträchtigen „Runden Tisch“ nahmen je drei Delegationsmitglieder der beteiligten Staaten - Bundesrepublik, Großbritannien, USA, Sowjetunion, Frankreich und DDR - Platz. Obwohl von diesem Treffen auf Beamtenebene vier Tage vor der DDR-Wahl nur die Erörterung prozeduraler Fragen zu erwarten ist, erweist sich die Bedeutung, die dem in Ottawa vereinbarten Mechanismus beigemessen wird, in der erstklassigen Besetzung. Ost-Berlin entsandte seinen stellvertretenden Außenminister Ernst Krabatsch, Moskau ebenfalls den Vize Eduard Schewardnadses, Anatoli Leonidowitsch Adamischin, Washington mit Robert Zoellick einen der engsten Berater des Chefs des State Department, James Baker. London wird vom Politischen Direktor des Foreign Office, John Weston, Paris von Bertrand Dufourcq und Bonn von Dieter Kastrup vertreten. Das Kanzleramt ist durch Ministerialdirigent Peter Hartmann am „Runden Tisch“ vertreten. Einzige Frau in der Runde ist die Amerikanerin Condoleeza Rice, Direktorin im Nationalen Sicherheitsrat. Zunächst werden bei den „Zwei-plus-Vier„ -Beratungen Verfahrensfragen im Vordergrund stehen. Nach der Volkskammerwahl wird es dann konkreter werden. Die sechs Konferenzteilnehmer wollen bis zum im November geplanten KSZE-Gipfel Einigung über die außenpolitischen Aspekte der deutschen Einheit erzielen. Dies betrifft die Bündniszugehörigkeit, die Verantwortung der Vier Mächte für Deutschland als Ganzes und Berlin-Regelungen.

Die Bonner Gespräche der Sechs auf Beamtenebene, die später in Außenministerkonferenzen münden sollen, sind strikt vertraulich. Ein genauer Termin für die Ministerebene steht aber noch nicht fest. Zunächst war ein Treffen bei den Unabhängigkeitsfeiern Namibias in Windhuk am 21. und 22. März erwogen worden. Dies muß jedoch entfallen, weil Dumas und DDR-Außenminister Fischer nicht kommen. In diplomatischen Kreisen wird mit einem ersten Ministertreffen vor dem EG-Sondergipfel in Dublin am 28. April gerechnet.

Die Teilnahme Polens an der „Zwei-plus-Vier„-Konferenz „scheint gesichert“ zu sein. dies erklärte die Sprecherin der polnischen Regierung, Malgorzata Niezabitowska, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Warschau. Polen wünsche, an den Verhandlungen als gleichberechtigter Partner und nicht nur als Beobachter teilzunehmen, sobald es um Fragen gehe, die Polen direkt betreffen. Dazu gehöre insbesondere das Problem der Oder-Neiße-Linie. Die Sowjetunion, Frankreich, Großbritannien und die DDR hätten bereits ihr Einverständnis erklärt, sagte Frau Niezabitowska.