Schwanz plus Tod

■ Der New Yorker Underground-Filmer Nick Zedd in Bremen

Der Underground. Der kommt aus New York, sieht vor lauter Häusern keine Sonne und ist überhaupt unheimlich schlecht drauf. Der hat nichts zum Fressen und trotzdem die Mittel, sich auszudrücken. Er hat eine Filmkamera oder eine E -Gitarre mit Verstärker und auf jeden Fall ist, was er tut, unheimlich authentisch, und avantgardistisch auch, wenn dieser Begriff nicht so nach Kunst-Business röche.

In Bremen hieß der Underground am Dienstag abend Nick Zedd, das schnuckelige Bürschchen mit dem finsteren Lower -East-Side-Blick aus der großen US-Metropole, der eine Reihe von eigenen und Freundes 16mm-und Super 8-Filmen mitgebracht hat. Und die Massen waren ins Institut Francais geströmt, um sich mit hippen filmischen Neuigkeiten über „Sex, Gewalt und Musik“ einzudecken, daß eine zweite Vorstellung angesetzt werden mußte. Nick Zedd moderierte mit einem verhaltenen „Hello“ und brauchte nichts zu erklären, weil seine Filme eine deutliche Sprache bevorzugen.

Was sie uns zu sagen hatten, war wenig überraschend: 1. Die Welt ist schlecht und ausweglos und kurz vor dem Kollaps. 2. Die Welt ist voller Gewalt und Willkür und die Cops deren Agenten. 3. Es gibt keine Kommunikation (mehr) zwischen den Menschen. 4. Die Welt ist voller Schwänze und die müssen irgendwo - je-toter-je-lieber - rein. Und die sturen Rhythmen und unbeugsamen Klänge der psychedelischen Rockmusik liefern den passenden autistischen Soundtrack. Tabubruch heißt die Devise. Und so rennt Nick Zedd mit der todernsten Wut der Ausweglosigkeit ge

gen Türen, die sperrangelweit offenstehen. Das sinnlose, maschinelle Stampfen von Männerkolben und seine Koppelung mit Gewalt und Tod gehören längst zum alltäglichen Output der Bilderindustrie wie der finale Ejakulationsschwall. Da überspringt er Grenzen, die nicht mehr sind, stolpert und wird wütend und noch finsterer und läßt sich als besonders Radikaler feiern.

Die weniger radikalen Freunde, die gehen auch schon mal mit einem Schuß Witz an Kamera und Schneidetisch, und das honoriert das Bremer Publikum mit erleichtert amüsierter Aufmerksamkeit. Eine schräg aktualisierte Cover-Version des 70er-Jahre-Kultfilms „Easy Rider“ („Sleazy Rider“ von Jon Moritsugu) hinterläßt ein Publikum, das von der angestrengten Langeweile der ersten Stunde sich langsam wieder erholt.

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