Was Sie schon immer über Ferraris wissen wollten

■ „Auto-Vision“: Rollende Büros von Audi, Volvos, Saabs, Rovers - und Ferraris / Letztere stehen im Wohnzimmer statt auf der Autobahn

Vier Tage „Auto-Vision“ in der Bremer Stadthalle. Ehemänner sitzen hinter Volvo-Steuerrädern, machen sich am Armaturenbrett zu schaffen und sehen richtig glücklich aus. Ehefrauen stehen freundlich-anteilnehmend daneben. Hunderte von Volvos, Hondas, Mazdas, Rovers, Saabs gibt es bei der „größten Automobilschau Norddeutschlands“ zu gucken und zu streicheln. Einige

wenige aber sind mit Zierkordel gegen tatschige Fingerabdrücke oder aggressive Schlüssel-Kratzspuren abgeschirmt: Als da wäre - auf Teppichboden plaziert - das Prunkstück von Audi, der „Audi V 8 als Langversion“. Die Sekretärin findet außer ihrem Chef auch PC, Telefon und Telefax-Gerät inklusive Kopierer auf dem Rücksitz vor. Ebenfalls hinter Kordel: die heimlichen Stars

der Ausstellung. Die Ferrari, Rolls Royce und Lamborghini. Sportliche Männer fragen vergeblich nach, ob sie so eine Rakete nicht mal für einen Tag ausleihen könnten. Aber bei den vollkasko-spezialversicherten Halbe-Million-Autos geht es

eben nicht zu wie beim Ponyreiten. Einmal falsch geschaltet, und das Getriebe ist hin. Überhaupt, ein Ferrari ist mehr als ein Auto, fast schon eine „blaue Mauritius“ oder ein „van Gogh“. Die taz sprach mit zwei Oldenburgern, die es wissen müssen. Manfred

Jean Borsari ist Ferrari-Händler bei „M & M“ und verkauft 30 Ferraris im Jahr, allerdings weniger nach Oldenburg als in den Rest der Welt. Seine Erfahrung: Große Auktionshäuser machten heutzutage mehr Umsatz mit seltenen Sportwagen als mit Bildern. Wolfgang Raschke wartet die kostbaren Teile, die ab günstigstenfalls für 250.000 Mark zu haben sind. „Selten auf Straßen bewegt“

taz: Warum sind so selten Ferraris auf den Straßen zu sehen?

Wolfgang Raschke, Ferrari-Warter: Die werden nur selten auf den Straßen bewegt. So ein Auto ist höchstens samstags, sonntags angebracht. Die Autos sind fast nur Hobby, Wertanlange oder Sammelobjekt. Das ist, wie wenn andere Leute einen Rembrandt kaufen. Wir hatten einen Kunden, einen Holländer, der hat sich den Lamborghini in seine Wohnhalle gestellt, als Dekorationsstück.

Wie teuer ist so ein richtiger Ferrari?

Raschke: Baujahr 1972, das war eine begrenzte Stückzahl, der kostet heute schon 1,5 Millionen.

Und was sind das für Leute, die sich Ferraris in die Garage stellen?

Raschke: Tja. Was sind das für Leute. Es gibt einen, der hat eine Computerfirma und fährt mit dem Audi zur Firma und hat zu Hause die Garage vollstehen. Der kann nicht mit dem Ferrari vorfahren, die Angestellten würden verrückt. Ein Anwalt kann das auch nicht machen, mit so 'nem Auto zur Kundschaft hinfahren. Die Leute würden denken: 'Der spinnt langsam.‘ Oder ein Architekt, da denken die Kunden: 'Da sieht man ja wo unser Geld bleibt.‘

Fahren Sie die Autos denn mal selber, wenn Sie die zu Kunden bringen?

Raschke: Selten. Wir nehmen sie meistens auf den Hänger.