Penelope wartet noch

■ K. H. Greune in der Kunsthalle Bremerhaven

„Malerei heute handelt auch immer über Malerei“ schreibt Karl Heinrich Greune, Professor für Malerei in Bremen. Er spricht gern über seine Werke und schätzt die schwer zugänglichen Formulierungen, als hätte er Angst, seine Bilder könnten vorschnell verstanden werden.

Nach einer umfangreichen Lübecker Austellung 1989 zeigt der Bremerhavener Kunstverein jetzt Werke aus den letzten Jahren. Es sind unruhig-flimmernde Farbgewebe, die nicht kühner Intuition entspringen, sondern Teil eines genau gedachten, abgezirkelten, intelektuell angelegten Netzes sind. Zwischen Strichen, Linien, Mustern tauchen zeichenhaft reduzierte Gesichter auf, Buchstaben, Wortfetzen. Die Sprache dieser (meist großformatigen) Bilder mit versteckten und weniger versteckten Anspielungen auf die Kunstgeschichte (von Tintoretto bis Warhol) ist nur im ersten Augenblick „wild“. Unter der Unordnung liegen geometrische Felder, Strukturen, die auch

von chaotischen Verdichtungen nicht gefährdet werden.

Greune spricht von „strukturaler Malerei“, von „Kontinuum und Diskontinuum“, vom „Bild-Rhythmus“ und von „Verzeitlichung des Raumes“. Im Mittelpunkt der Ausstellung: „Penelope“, ein Tryptichon, das die klassische Form mit Haupt-und Seitenflügeln zugunsten einer chronologischen Reihe auflöst. Penelope, erzählt der Mythos, sitzt am Webstuhl, während sie Jahrzehnte auf die Rückkehr ihres Gemahls wartet. Ist das mehr als ein literarisches Bonmot? Greune zeigt dunkle Töne, dazwischen schemenhaft angerissene Gesichter, Köpfe hängen nach unten, aber das Bedrohliche bleibt an die Form gebunden, wie Penelope an ihren Webstuhl.

Greunes Strukturgewebe sind eine Absage an die Dummheit in der Kunst. Sind sie kopflastig? Fehlt ihnen jene Radikalität, die sie zur Poesie machen würde? Hans Happe

noch bis zum 22.3. in der Kunsthalle Brhv.